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Europäischer Chinesen-Bus ausgeliefert gegen Partner Daimler, foto mb

Die Aktie der Daimler AG zählt jetzt seit 20 Jahren zu den Minusmachern für Millionen Sparer, Versicherte und Anleger. Da tröstet es wenig, dass Daimler aktuell in der Bundesliga Aktien auf Platz fünf steht. Die Stimmung zum Abschied von Chef Dieter Zetsche mag das heben. Die Fakten sehen freilich anders aus.

Am 22. Mai 2019 werden die Daimler-Eigentümer zur Jahreshauptversammlung anreisen; nicht an den Firmensitz Stuttgart sondern nach Berlin. Danach bekommen die Aktionäre die gekürzte Dividende. Ein harmonischer Abschied für einen langjährigen Chef einer deutschen Vorzeigefirma sieht anders aus. Das sagen alle Erfahrungen.

Als Dieter Zetsche 1998 in den Vorstand der damaligen Daimler-Chrysler AG berufen wurde, da hatten Anleger gerade freiwillig mehr als 100 Euro für Daimler-Aktien bezahlt. Als der promovierte Elektroingenieur 2006 zum Vorsitzenden des Vorstands und Chef von Daimler aufstieg, da hatte die Daimler-Chrysler-Ära mindestens 50 Milliarden Euro an Aktionärswerten vernichtet. Wer damals Daimler-Aktien verkaufte, bekam nicht mal 50 Euro pro Stück. 13 Jahre später gibt es heute für dieselbe Aktie etwas mehr als 50 Euro.

20 Jahre Minus für Millionen Sparer

Das Ergebnis der Zetsche-Ära mag für die Staatskassen in der weiten Daimler-Welt erfreulich sein: Umsatz und entsprechende Umsatzsteuern haben sich allein seit 2009 verdoppelt. Statt 260.000 Mitarbeitern im Jahr 2009 zahlten 2018 weltweit fast 300.000 Mitarbeiter Lohn- und Einkommensteuern sowie Sozialabgaben. Daimler gab seinen Arbeitgeberanteil dazu – an jenen Standorten, wo das Vorschrift ist. Am Ende zahlte Daimler nach allen Sach- und Personalaufwendungen in den jüngsten fünf Jahren jährlich noch drei bis vier Milliarden Euro an Ertragssteuern. Zuletzt verkaufte Daimler dafür Autos, LKW und Sonstiges für fast 170 Milliarden Euro.

Bundesliga Aktien: Jetzt ist Bayer Letzter

Daimler schreibt im jüngsten Geschäftsbericht, die Zahl der Aktionäre sei leicht auf „rund eine Million“ gestiegen; also auf knapp eine Million, die im Aktienregister eingetragen sind. Tatsächlich sind mehrere Millionen Sparer „beim Daimler“ dabei – und zwar indirekt z.B. durch Fonds, in denen die Sparer Geld liegen haben und Fondsmanager Daimler-Aktien gekauft haben. Bei Versicherern sind Sparer ebenfalls betroffen, sofern das Geld von Lebensversicherungssparern u.a. in Daimler-Aktien steckt.

Insgesamt hat „der Daimler“ eine Milliarde Aktien ausgegeben. Der Kurs ist 2018 um mehr als 30 Prozent gefallen. Damit war die Daimler-Aktie kaum weniger schlecht als z.B. die Aktien von Bayer oder der Deutschen Bank. Die Deutsche Bank war 2018 Schlusslicht in der Bundesliga Aktien, sprich im Deutschen Aktienindex DAX. 2019 ist jetzt Bayer Schlusslicht. 2017 war für die Daimler-Eigner auch schon kein gutes Jahr. Fondssparer spüren das daran, dass ihre Anteilwerte entsprechend weniger steigen oder gar sinken. Für Versicherer kommt es mehr auf die Dividende an; besonders seitdem es für Zinsanlagen nichts Zählbares mehr gibt. Die Daimler-Dividende sinkt jetzt um 40 Cent auf 3,25 Euro je Aktie. Und das Jahr 2019 hat nicht gut angefangen.

Daimler nicht allein im Haus

Ola Källenius ist der Chefnachfolger von Dieter Zetsche. Der Ökonom ist seit vier Jahren im Vorstand beim Daimler dabei. Er kann jetzt nicht alles anders machen, was er mit Zetsche mitgemacht hat: Den Elektroantrieb zu spät aus der Schublade geholt. Die Brennstoffzellentechnik in der Schublade belassen. Renault ist heute wichtiger Aktionär und ganz wichtiger Lieferant für Daimler. Der Renault Zeo ist der meist verkaufte E-Wagen in Europa. Volvo-Eigner Geely aus China fordert Daimler auf seine Art heraus – in seiner Rolle als größter Aktionär in Stuttgart. In China klappt es für Daimler nicht mit dem Build-Your-Dreams-Konzern BYD. Der gemeinsame Elektro-Kleinwagen Denza ist ein Flopp genauso wie der Elektro-Smart. In Ungarn macht Daimler nicht etwa gemeinsame Sache in der dort produzierenden BYD-Fabrik für Elektro-Busse. Daimler verfolgt eine andere Batterie-Technologie. In Ungarn – unweit von der BYD-Fabrik – arbeitet Daimler mit dem rustikalen Ostblock-Hersteller Ikarus zusammen. Derweil liefert BYD schon nach Osteuropa, nach Benelux, nach Skandinavien und in England. Bei Paris wird gerade eine ehemalige Michelin-Fabrik umgebaut für die Herstellung von BYD-Bussen. Modell für Paris ist Shenzhen, die Heimat von BYD: Die Dreams sind in der Multi-Millionen-Stadt bereits Realität: Alle Busse fahren dort BYD-elektrisch. BIs es in Paris soweit sein wird? Man ist gespannt. München hat inszwischen die Straßenzulassung für BYD-Busse erwirkt. Die können den ganzen Tag Linie fahren ohne zwischenzuladen. Nachts wird geladen. Und am nächsten Morgen geht es wieder los. In England lässt ausgerechnet die Deutsche Bahn solche Busse fahren; durch die Tochterfirma Arriva. Diese Tochter will die Bahn alsbald loswerden.