Hoffentlich nicht Allianz-versichert! Das denk ich mir, wenn ich sehe, was die Versicherung jüngst – dem Sinn nach – mitgeteilt hat: Wir hatten viele Schäden. Der Gewinn ist gesunken. Es geht uns nicht gut. Da sage ich: „So ein Quatsch.“

Wenn ne Panzerfabrik mehr Panzer verkauft, dann stellt sie das als Leistung heraus. Wenn ne Versicherung für mehr Schäden zahlt, dann heult sie auf: Mehr Schäden sind angefallen. Der Gewinn ist gesunken. Der Kunde denkt: „Katastrophe!“ Meine Versicherung wird unsicher. Da sage ich: „So ein Quatsch.“

Verunsicherung

Mehr Leistungen sind Nichts, worüber ein Versicherer sich beklagen darf. „Leistung muss sich lohnen“, hieß es früher mal. „Leistung aus Leidenschaft“, heißt es heute noch an anderer Stelle. Bei Oliver Bäte, dem Chef der Allianz, hört sich das so an: „Wir waren froh, unsere Kunden in diesen schwierigen Zeiten zu unterstützen“.  „Wow“, denkt der Betroffene: „Das war wohl knapp. Beinahe, wäre meine Versicherung zusammengebrochen. Wär‘ ich doch bloß nicht Allianz-versichert!“

12 Euro Gewinn für 100 Euro Einsatz

Wie man in dieser Weise mit König Kunde kommunizieren kann, das überrascht den Beobachter nicht nur beim globalen Riesen Allianz. Andere Versicherer kommunizieren ähnlich verstörend. Die Wahrheit sieht ganz anders aus. Die Allianz macht nach wie vor hohe Milliarden-Gewinne. Auf jede 100 Euro, welche die Allianz als Kapital für ihre Leistungsversprechen einsetzt, macht sie 12 Euro Gewinn pro Jahr – nach Abzug aller Schadenzahlungen und nach Abzug aller Steuern. Zum Vergleich: Wer heute 100 Euro zur Bank bringt, macht nicht mal 1,20 Euro Zins-Gewinn; wohlgemerkt: vor Abzug von Steuern.

Die Allianz setzt aktuell siebenundsechszigtausendsiebenhundert Millionen Euro (67,7 Milliarden) Kapital für die Bereitstellung ihrer Leistungen ein. Das Geld stammt von Aktionären und von jenen Kunden, die zum Glück keine oder nur wenige Schäden melden mussten und folglich nur geringe Leistungen ihres Versicherers in Anspruch genommen haben. Wenn die Allianz jetzt bedauert, sie hätte für viele Schäden zahlen müssen, dann vergießt sie schlimme Krokodilstränen. Sie schadet ihren Kunden und Aktionären.

Schlechte Aktie

Börsenanleger haben positiv auf die tendenziöse Trauernachricht der Allianz reagiert: Anleger bewilligten höhere Kurse, um Aktien der Allianz erwerben zu können. Die jährliche Dividende für Allianz-Aktien sichert eine Verzinsung, von der  normale Sparer nur träumen können. Das ist freilich auch nur eine sehr kurzfristige Sicht der Dinge. Eine Allianz-Aktie kostet heute etwa 130 Euro. Dieselbe Aktie war vor 16 Monaten etwa 160 Euro wert. Vor 16 Jahren zahlten Anleger sogar freiwillig mehr als 360 Euro dafür. Das Papier des angeblich feinen Versicherers ist in Wahrheit eines der schlechtesten Papiere der deutschen Börse.

Mega-Milliarden-Schaden

Ganz viele Allianz-Aktien stecken in Investmentfonds, worein Millionen Versicherungskunden und Versicherer Geld einzahlen. Weil die Allianz-Aktie so schlecht ist, zieht sie die Anteilwerte dieser Fonds runter. Die Leistungen sinken, die Kunden aus Lebensversicherungen ausgezahlt bekommen. Das sind wirklich Schäden, die es Mega-Milliarden-mäßig zu beklagen gilt. Die Aktie des Panzer-Bauers Rheinmetall hat sich in derselben Zeit übrigens vervielfacht. So und noch schlimmer sieht es aus: Börse, wie es wirklich läuft. Mehr erfahren von Martin Beier, Sachverständiger für Wertpapier-Anlagen.