Kohle, Essen_klein

Kohle-Denkmal in Essen: Die Geschichte muss weiter bezahlt werden, foto mb

Steinkohle ist für Deutschland Geschichte. Etwa 150 Kraftwerke in Deutschland werden nun mit Steinkohle aus dem Ausland befeuert. Durch den Transport werden Meere und Fische verseucht. Obendrein droht ewige Grundwasser-Seuche an Rhein- und Ruhr. Und die Mieten steigen, um diese Ewigkeitskosten zahlen zu können.

Die stillgelegten Kohlezechen saufen nach und nach sprichwörtlich ab: Giftiges Wasser steigt aus den Tiefen der Bergwerke auf. Dieses Grubenwasser darf auf keinen Fall mit normalem Grundwasser in Berührung kommen. Grubenwasser muss abgepumpt- und gereinigt werden, bevor es in den allgemeinen Wasserkreislauf einfließt. Es gibt auch ambitionierte Ideen, die Hitze des Grubenwassers für Heizzwecke zu nutzen oder zur Stromerzeugung.

Kohle-Geld für Fußballer

Die Kosten, die durch Grubenwasser entstehen, werden als Ewigkeitslasten bezeichnet. Die „RAG-Stiftung“ (RAG Ruhrkohle) soll diese Lasten tragen – und zwar aus Einnahmen, welche die Stiftung aus ihrem Vermögen erzielt, z.B. aus Aktien und Mieten. Die RAG-Stiftung, Essen, besitzt momentan knapp 300 Mio. Stück der Aktien der Evonik AG, Essen. Diese Aktien zahlen momentan pro Jahr knapp 350 Mio. Euro Dividende in die Evonik-Kasse. Ein paar Millionen davon bekommen die Fußballer des BVB 09 Dortmund dafür, dass sie „Evonik“ auf ihren Trikots stehen haben. Das mag schön und gut sein. In vielen Dingen und Tieren steckt Evonik drin. Im Laden ist Evonik jedoch nirgendwo zu kaufen. Evonik-Aktien kann man jederzeit an der Börse kaufen; genauso wie z.B. Aktien von Siemens oder Daimler. Bei diesen an der Börse verfügbaren Evonik-Aktien handelt sich um jene Aktien, die die RAG-Stiftung nicht mehr hält, weil sie zwischenzeitlich verkauft hat. Die Jahresdividende der Evonik-Aktie bringt – bezogen auf den derzeit niedrigen Aktienkurs – ein Vielfaches der Verzinsung, die heutzutage für Sparbücher üblich ist.

Die Mieten sind noch nicht hoch

Der im Ruhrgebiet bekannte Wohnungsvermieter Vivawest zählt ebenfalls zur Ruhrkohle-Stiftung. Die Mieten, die Vivawest/Ruhrkohle verlangt, sind bislang erst auf durchschnittlich 5,50 Euro pro Quadratmeter gestiegen. Das ist wenig im Vergleich zu Mieten, die anderswo üblich sind. Am Gewerbevermieter Hamborner AG, der früheren Großzeche aus Duisburg, ist die RAG-Stiftung zusätzlich mit etwas mehr als 10 Prozent beteiligt. Auch für diese Aktien gibt es gute Dividenden und weit mehr Verzinsung als auf jedem Sparbuch.

Bei aller Freude über das Vermögen und die Einnahmen der Ruhrkohle-Stiftung: Wasserexperten befürchten, dass das Stiftungsvermögen und die Einnahmen daraus früher oder später nicht mehr ausreichen werden, um die immensen Ewigkeitskosten stemmen zu können. Lässt die Nachfrage nach Produkten der Evonik-Chemie nach, ist die Dividende in Gefahr und der Aktienkurs sinkt. Am Ende wird der Steuerzahler einspringen müssen. Aus dem früheren Kohlepfennig wird dann die allgemeine Wasserlast.