Die Europäische Zentralbank EZB kauft jetzt auch Anleihen von Unternehmen. Die Herren der Zentralbank erheben sich damit selbst zu einer Art Zentralkomitee für europäische Finanzen. Mit bitteren Folgen für Sparer und Anleger.

Zentralkomitee für Finanzen

Die EZB steht jetzt neben dem berühmten „Lieschen Müller“ auf dem Kapitalmarkt, der Börse genannt wird. Die EZB kauft Anleihen von Unternehmen, die auch „Lieschen Müller“ kaufen könnte. Oder Fonds, in denen „Lieschen Müller“ ihr Geld liegen hat. Und was die EZB kaufen will, das bekommen die Herren vom Zentralkomitee auch. Sie bezahlen jeden Kurs für die gewünschten Anleihen. Dass die Verzinsung der Anleihen, die Rendite, dadurch immer weiter sinkt, das ist den europäischen Staatsbankern egal. Sie sind nicht gewählt sondern berufen. Sie stehen über den Staaten, die sie zur EZB nach Frankfurt schicken.

„Lieschen Müller“ leidet

Seit mehr als einem Jahr zahlen die EZB-Banker schon jeden Kurs für Staatsanleihen an den europäischen Börsen. Dieser Kaufwahn  hat dazu geführt, dass „Lieschen Müller“ und Andere diese sicheren Anlagen praktisch nicht mehr kaufen können: Bundesanleihen z.B. bringen für zehn und mehr Jahre keine Zinsen mehr.

Sparer doppelt gestraft

Dieser Zinsentzug ist volle Absicht. Die Sparer sollen nicht sparen. Sie sollen das Geld ausgeben. Die sehr hoch bezahlten EZB-Banker wollen die Sparer sogar doppelt strafen: keine Zinsen und obendrein auch noch weniger Ware für‘s Geld. Die Preise sollen steigen. Inflation erwünscht! Für solche Vorstellungen wäre man früher ins Archiv oder in andere geschlossene Anstalten versetzt worden.

Kredite weniger teuer

Der Kaufwahn nimmt jetzt noch zu. Die EZB kauft Unternehmensanleihen, also Schuldverschreibungen von Firmen an den europäischen Börsen. Dadurch wird es für Unternehmen leichter Fremdkapital, sprich Kredit, aufzunehmen. Gleichzeitig sollen Banken mehr Kredit an Unternehmen geben – und zwar mit den Einlagen von Sparern, wofür die Banken praktisch keine Zinsen mehr zahlen müssen. Die EZB hat nicht nur die Verzinsungen für Staatsanleihen auf Null oder sogar auf Minus gedrückt. Die Zinsen sind allgemein gesunken – auch für Kredite.

Staatsbank bekämpft Sparkassen

Kreditgeschäft ist freilich kein Wunschkonzert. Niemand kann – einstweilen jedenfalls – gezwungen werden Kredit aufzunehmen. Jetzt macht die EZB Sparkassen und Kreditbanken auch noch Konkurrenz: Wofür Unternehmen Schuldverschreibungen ausgeben, die am Ende die EZB kauft; dafür können Banken keinen Kredit mehr geben. Was die EZB-Banker auf der einen Seite fördern wollen, nämlich die Kreditvergabe, das bekämpfen sie auf der anderen Seite. Das ist absurd.

Aufseher gegen Sparkassen und Banken

Zu schlechter Letzt sind die EZB-Banker auch noch Aufseher über die Sicherheit von Banken. Dass sie gleichzeitig Sparkassen und Banken unsicher machen, indem sie die Zinsen auf Minus drücken und Konkurrenz im Kreditgeschäft machen; so etwas hat es nicht mal in jener Zeit gegeben, als es in Europa weithin noch Zentralkomitees gegeben hat. Börse und Finanzen; wie es wirklich läuft. Mehr erfahren von Martin Beier, vereidigter Sachverständiger für Wertpapier-Anlagen, Düsseldorf, 8.6.2016.