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Ordnung muss sein. Steuerbescheid vom Zoll; zahlbar 2027.

50 Euro Kfz-Steuer will das Hauptzollamt Münster dem Fahrer des Elektrowagens D-PX771E abbuchen – und zwar 2027 am 17. Mai. Das haben die Zollbeamten jetzt brieflich mitgeteilt. So weit so schön. Wer will sich schon über zehn Jahre Steuerfreiheit beschweren. Im Zweifel ist der Zoll In Dresden zuständig; Tel. 0351/…. Dresden vielleicht, weil das Fahrzeug aus einer Fabrik in Sachsen stammt und nach Westdeutschland exportiert wurde. Freihandelsmäßig unverzollt.

Sofern der steuerpflichtige Elektrofahrer 2027 tatsächlich noch den zunächst für drei Jahre in Bayern geleasten Stromer fahren sollte, wird er natürlich die Abbuchung akzeptieren; genauso wie andere Elektrofahrer, die jetzt solche Bescheide bekommen. Wenn der Fahrer zwischenzeitlich aber das Bankkonto wechselt, dann reicht nicht ein „formloses Mitteilungsschreiben“. Dann muss der Termin-Steuerschuldner „ein neues SEPA-Lastschriftmandant“ erteilen.

Steuern jetzt versilbern

Finanzstrategen sehen weniger die SEPA-Problematik. Sie sehen in der steuerlichen Terminschuld Chancen. Die Strategen könnten die Zöllner aus Münster oder Dresden überreden, die 2027 fällige 50-Euro-Einnahme heute schon in einem  Wertpapier verbriefen zu lassen. Diesen Wertbrief würden die Strategen dann verkaufen. Der Verkaufspreis wäre etwa 40 Euro aktueller Kaufkraft. Die Staatskasse würde sich sofort über eine Steuereinnahme freuen. Die Jongleuere würden ihren Teil abbekommen. Sie müssten ihrerseits Steuern darauf zahlen. Der Käufer der verbrieften Steuerforderung dürfte sich auf gute 2 % Zinsen und Zinseszinsen freuen. Er würde 2027 die jetzt terminierten 50 Euro bekommen – in Kaufkraft des Jahres 2027.

Geburtstagsgeschenk für Bankertricks

Derartige Termingeschäfte hat es in großem Stil gegeben. 2007 erreichten sie ihren Höhepunkt. 2017 wird wieder über solche Art Verbriefungen phantasiert. Die Deutsche Bank zahlte für 2007 stattliche 2.239 Millionen Euro Steuern – nicht zuletzt dank trickreicher Verkäufe von verbrieften Forderungen. Deutsche-Bank-Chef Jo Ackermann durfte seinen Geburtstag im Kanzleramt feiern – als eine Art private Steuerrückvergütung. Zwischenzeitlich hatte Ackermann die Kanzlerin beraten – bei der ersten Bank-Rettung der jüngeren Vergangenheit: Die IKB, Düsseldorf, war in Existenznot geraten. Sie war Opfer solcher Verbriefungsgeschäfte.

Deutsche Kanzlerin büßt für Deutsche Bank

Die damals so triumphale Deutsche Bank kämpft heute noch mit den Folgen des Triumphs von 2007. Zuletzt zahlte die Bank nur noch 550 Millionen Euro Steuern. Zwischenzeitlich hat sie sogar Steuern zurückbekommen; wegen verlustreicher Folgen aus der Zeit der Tricks und Triumphe. Kanzlerin Merkel und Millionen Sparer büßen dafür. Die Aktie der Deutschen Bank ist heute nur noch einen Bruchteil von 2007 wert. Die insgesamt 2.067 Millionen Stück Aktien der Deutschen Bank stecken in Tausenden Investmentfonds. Die inzwischen zehnjährigen Minuspapiere stecken ferner in jener Pensionskasse, aus der die Kanzlerin eines Tages ihre Rente beziehen wird.

Millionen Rentner bekommen weniger

Die Kanzlerin und Millionen (Zoll)-Beamte können jedoch beruhigt sein. Sie haben feste Zusagen über die Höhe ihrer Pensionen. Anders als Millionen nicht beamtete Arbeitnehmer. Für sie hat die Regierung von Kanzlerin Merkel gerade ein neues Betriebsrentenrecht beschlossen. Danach bekommen Arbeitnehmer nichts fest zugesagt. Sie bekommen jeweils nur so viel oder so wenig ausgezahlt, wie der Bestand in ihrer Rentenkasse es zulässt. Im Zweifel bekommen Arbeitnehmer also nur das Bisschen, was Aktien der Deutschen Bank oder andere prominente und weniger prominente Minuspapiere wert sind. Allgemein sind die Kurse deutscher Aktien 2017 weniger wert als 2007. Die zwischenzeitlichen „Rekordkurse“ des gängigen DAX-Aktienindex gaukeln ein unwirkliches Bild vor. Demnächst mehr über Finanzen, Werte und Versprechungen.