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Vorsicht auf den Platten des Aktienparketts, hier in Frankfurt, foto mb

Bundesliga Aktien_20170630

Eigentlich starten deutsche Aktienanleger mit einem guten Ergebnis ins zweite Halbjahr 2017. Doch 7,4 % DAX-Plus im ersten Halbjahr 2017 sind eine Mogelpackung. Die Kurse deutscher Spitzenaktien in der Bundesliga Aktien stehen im Sommer 2017 nicht mal so hoch wie im Frühjahr 2000.

Die Deutsche Börse AG hat den Deutschen Aktienindex DAX zur Jahresmitte 2017 um 7,4 % höher ausgerechnet als zu Jahresbeginn 2017. Die naheliegende Schlussfolgerung: Aktien sind gut und schön, auch wenn die Kurse in den letzten Tagen des ersten Halbjahres 2017 nicht mehr gestiegen sind sondern gefallen. Neun Mal hatte der Börsencomputer zuvor in den sechs Monaten 2017 neue Rekorde für den DAX ausgerufen; fast 13.000 Punkte auf den Spuren des großen Dow Jones. Der steht bald bei 23.000 Punkten.

Dieselben Kurse – ungleiche DAX‘e

Die erlebte Kurswahrheit von Aktionären und Anlegern in Deutschland sieht freilich anders aus als Deutsche Börse und DAX glauben machen wollen: Kein einziger Rekord in sechs Monaten 2017. Die Kurse der Aktien, aus denen die Börse neben dem üblichen DAX auch den reinen DAX-Kursindex errechnet, haben bis heute noch nicht mal den Rekord von März 2000 wieder erreicht. Und das sind dieselben Kurse, aus denen die Börse auch den von ihr bevorzugten DAX errechnet. Zur Jahresmitte 2017 steht der DAX-K(ursindex) bei nicht mal 6.000 Punkten. Das sind 7 % weniger als beim Höchststand vom 7. März 2000. In den ersten sechs Monaten 2017 sind die Kurse nicht um 7,4 % gestiegen, wie der gängige DAX es vermittelt. Tatsächlich sind die Kurse der deutschen Spitzenaktien im ersten Halbjahr 2017 „nur“ um 4,5 % gestiegen. Das ist auch nicht schlecht. Aber es ist ein Drittel weniger als die gängige DAX-Rechnung zu vermitteln versucht.

Bundesliga Aktien: Minus mit Klassikern

Ursache der Diskrepanz zwischen DAX-P und DAX-K sind die Dividenden. Sie werden in den DAX-Kursindex nicht eingerechnet; genauso wenig wie sie in den berühmten Dow Jones eingerechnet werden; in den Urvater aller Indizes. Der viel beachtete EuroStoxx50-Index ist ebenfalls ein Kursindex. Regelmäßig wird dieser EuroStoxx jedoch mit dem gängigen DAX-P(erformanceindex) verglichen.

Der DAX-Performanceindex unterstellt, Aktionäre würden Dividenden sofort und immer wieder in Aktien jener Gesellschaft anlegen, von der sie gerade Dividende bekommen haben. Das ist wirklichkeitsfremd. Es wird dabei nämlich auch noch unterstellt, die Aktionäre würden die Steuer, die sie automatisch von Dividenden abgezogen bekommen, ebenfalls wieder in Aktien umwechseln.

Anstatt so zu handeln, wie es die Deutsche Börse bei der Berechnung des DAX-P unterstellt, handeln Deutschlands Aktionäre und Anleger ganz anders: Sie verkaufen Aktien. Seit Jahren schon verabschieden sich Deutschlands Sparer immer mehr von Aktien. Sie erleben mit ihren Anlagen nicht das, was ihnen jeden Abend in der „Börse vor Acht“  im Fernsehen vorgeführt wird. Sie haben zudem schlechte Erfahrungen mit Aktien-Zertifikaten und Aktien-Derivaten oder mit Aktien-Fonds gemacht.

Börsenindex mit Börsenaktie

Der Aktienkurs der einst so noblen Deutschen Bank sinkt jetzt schon seit zehn Jahren. Daimler hat in sechs Monaten 2017 mehr als 10 % im Kurs verloren, obwohl die Mercedes-Benz-Geschäfte wie geschmiert laufen. Siemens wird Aktien einer Tochtergesellschaft wahrscheinlich demnächst in den Handel an der Wallstreet-Börse in New York einführen lassen. Weil Siemens offenbar befürchtet, in Deutschland nicht genug Anleger für diese Papiere finden zu können. Obwohl der DAX angeblich neun neue Rekorde in sechs Monaten 2017 erreichte. Siemens, Daimler und die Deutsche Bank sind die klassischen Nobel-Papiere im DAX-P und im DAX-K und in den wenigen noch nicht geschlossenen Depots von Anlegern.

Eine der weniger schlechten sondern der tatsächlich guten deutschen Aktien war in den jüngsten Jahren ausgerechnet das Papier des Indexrechners Deutsche Börse AG. Die Börse rechnet den Kurs ihrer Börsenaktie wie selbstverständlich in die DAX‘e ein. Manager der Börsen-AG wollten ihr Haus jüngst mit der Londoner Börse zusammenlegen. Sie haben das Handicap erkannt: Das Aktiengeschäft mit deutschen Anlegern schrumpft. Die Aktien der Deutschen Börse AG liegen zu einem sehr großen Teil bei ausländischen Anlegern.