Sparer und Fonds spekulieren auf steigende Strom- und Rohstoffpreise, foto mb

Bäcker backen nicht mehr. Die Industrie produziert weniger. Die Preise steigen. So ähnlich gab es das schon mal: die Hyper-Inflation vor fast 100 Jahren. Nur, dass damals nicht Sparer auf steigende Rohstoffpreise spekulierten und sich als Verbraucher selbst schädigten.

Rohstoffonds spekulieren auf steigende Preise

Nicht Alle stöhnen über horrende Preise für Gas, Strom, Weizen und all die anderen sog. Commodities. Commodities werden an speziellen Börsen gehandelt: in New York, Chicago, Singapur und in Leipzig. Investmentbanken, Hedgefonds oder Vermögensverwalter z.B. von Versicherungen mischen als Spekulanten in dieser sog. „Rohstoff-Assetklasse“ mit. Sparkassen (Deka) oder Volksbanken (Union), die Allianz (AGI) oder auch die Deutsche Bank (DWS) und viele Andere verwalten Milliarden-Kundengelder in Rohstoff-Fonds. Da freuen sich nicht nur die Verwalter sondern auch ganz normale Sparer und andere Geldgeber, wenn die Preise für Gas und Energie oder für Nahrungsmittel steigen. Die Anteilwerte der Fonds werden dann höher ausgerechnet. Dass Sparer und Geldgeber gleichzeitig als Verbraucher die Zeche bezahlen, das wird womöglich übersehen in diesem absurden Geschäft. Manche Sparer wären wahrscheinlich entsetzt, wenn sie wüssten, was Verwalter von vordergründig ganz harmlosen Fonds ganz offiziell mit dem Geld der Sparer machen.

Börsenspekulationen mit Gas, Strom oder Weizen

Eines Tages wird man herausgefunden haben, in welchem Umfang Spekulationsgelder dazu beitragen, dass Verbraucher, Handwerk, Industrie und Landwirtschaft jetzt diesen Preis- und Produktions-Horror erleben. Die Auswirkungen sind ähnlich wie vor fast 100 Jahren: Französische und belgische Soldaten besetzten das Ruhrgebiet. Der „Pott“ ging 1923 in den Generalstreik. Kohlekumpel fuhren nicht in die Zechen. Züge blieben auf Abstellgleisen. Bäcker z.B. buken nicht; die Folge: Hyper-Inflation und Währungsreform. Am Ende kamen sogar die Goldenen 20er Jahre.

Börsen verdienen prächtig am Preis-Horror

Die European Energy Exchange AG hat schon 2021 fette Übergewinne mit Organisation und Abwicklung weltweiter Rohstoff-Geschäfte am Augustusplatz in Leipzig eingefahren sowie mit Tochtergesellschaften z.B. in Amsterdam, London, Singapur oder Sydney. Eigentümer dieser EEX-Group ist zu 75 % die Deutsche Börse AG. Für deren Aktie bezahlen Käufen selbst in der aktuellen Aktienkrise Rekordkurse. Ohne den Kurs ihrer eigenen Aktien würde diese Börsen-AG den Deutschen Aktienindex DAX noch um Einiges tiefer ausrechnen als sie ihn heute schon ausrechnet!

Mehr Geld mit weniger Kaufkraft

Die Politik doktert derweil an Maßnahmen herum, um schlimmste Exzesse der Energie- und Rohstoffkrise zu begrenzen. „Zufallsgewinne“ sollen abgeschöpft werden. Mit Milliarden-Zuschüssen sollen Verbraucher und Verwender zahlungsfähig gehalten werden – fast so wie vor 100 Jahren, als Sozialdemokrat Friedrich Ebert immer mehr Geld mit immer weniger Kaufkraft unters Volk brachte. Sozialdemokraten könnten heute versuchen, den reinen Finanzhandel mit Gas-, Strom- oder Weizen-Kontrakten und all den anderen Commotities zu unterbinden. Sparer und Geldgeber würden Gelder zurückbekommen, die sie heute in solchen Fonds arbeiten lassen – letztlich gegen sich selbst.

Steigende Zinsen, steigende Inflation!

Die angeblich immer kluge Industrie stöhnt derweil nicht nur über horrende Rohstoffpreise und Energie-Abhängigkeiten. Sie hat sich von Lieferketten aus China und Fernost abhängig gemacht. Jetzt stockt die Produktion nicht nur wegen fehlender Elektronikchips. Es fehlen auch profane Container. Es gibt Schiffs-Staus vor europäischen Häfen. Es fehlen LKW-Parkplätze an deutschen Autobahnen. Von Schienenwegen ganz zu schweigen. Über allem verdüstert sich das Klima an wolkenlosen, heißen Sommertagen. Obendrein wird allgemein der Glaube vermittelt, höhere Leitzinsen der Europäischen Zentralbank würden den Weg frei machen zu weniger Inflation. Ehe diese Wirkungskette funktioniert, machen Bäcker, Gewerbe und Wirtschaft jedoch erst recht ihre Produktionen zu, weil nicht nur Rohstoffe fehlen sondern auch Kredite. Dann ist Hyper-Inflation nahe.

Ende der Globalisierung

Es wird eine weitere Zeitenwende brauchen, ehe sich die Chance auf neue Goldene 20er Jahre auftut. Arbeitsteilunen in den Weiten der höchst klima-schädlichen Globalisierung ist ein großes Problem. Dass die Lösung „De-Globalisierung“ heißt, ist weithin anerkannt; also die Rückholung von Produktionen und Arbeit bei gleichzeitig wirksamen „Grenzausgleichsabgaben“. So bezeichnet man heute Umwelt- und Sozial-Zölle; z.B. auf – symbolhafte – Badelatschen aus Kinderarbeit in Indien oder auf Gelb-Müll-Exporte auf Kippen z.B. in Afrika und Asien. Ohne großzügige Förderungen echter Zukunfts-Investitionen wäre freilich auch eine solche Zeitenwende nur ein Tropfen auf den heißen Hyper-Stein sein.