Rubel-Kunden mit Euro-Anlagen versorgt, foto mb

Den DAX-Aktienkursindex rechnet die Deutsche Börse Ende Februar22 tiefer aus als vor 22 Jahren. Dennoch gibt es Russen-Profit mit Bundesanleihen und Aktien.

Experten wissen lange, wo und wie Milliarden-Beträge aus Rubel in Euro gewechselt wurden. Die Preise für Immobilien z.B. in London, Berlin oder München und in anderen Großstädten sprechen eine deutliche Sprache. Oder: Wer z.B. vor zwei Jahren 1 Mio. Rubel wechselte, bekam 12.500 Euro dafür. Wer damit dann vielleicht die Bundesanleihe 19/29 erwarb, der kann es locker verschmerzen, dass diese Anleihe von vornherein 0 % Zinsen abwirft. Denn ein Verkauf dieser Anleihe an der Börse und ein Rücktausch in Rubel würde jetzt mehr als 1,5 Mio. einbringen; also 50 % Plus. Kaum anders sieht es mit Immobilien oder mit Anlagen in deutschen Aktien aus; auch soweit Aktien jetzt tief stehen.

Russen-Milliarden in Staats-Anleihen

Fachleute gehen davon aus, dass Bundesanleihen seit langen Jahren in großem Stil an ausländische Anleger verkauft wurden; sprich, dass der Bundeshaushalt z.B. auch mit Russen-Milliarden finanziert wurde. Bundes- und Landesfinanzminister haben zwischenzeitlich sogar Milliarden-Plus für ihre Kassen herausgeholt: Anleger aus aller Welt zahlten mehr für Bundes- und Landesanleihen ein, als künftige Finanzminister eines Tages werden zurückzahlen müssen.

Öffentliche Kassen machen Milliarden-Plus mit Anleihen, foto mb

Deutsche Aktien waren schon in Mark-Zeiten immer wieder Ziel ausländischer Anleger – als Schutz vor Abwertungen ihrer Währungen. In Euro-Zeiten ist das nicht anders. Die Russische Zentralbank hält die Landes-Reserven nicht nur in Gold sondern auch in Bundesanleihen oder Aktien; z.B. aus Deutschland, Großbritannien oder USA.

Sachgerechte Vergleiche der Aktienkurse zeigen, dass deutsche Aktien in den jüngsten Jahren bei Weitem nicht so stark gestiegen sind, wie amerikanische oder selbst britische oder japanische Aktien. Ohne ständigen Zustrom von Auslandsgeldern sähen deutsche Aktien noch enttäuschender aus. Sparer und Anleger, die mit Aktien der Deutschen Telekom, der Deutschen Bank, mit Commerzbank oder gar mit Wirecard und einigen anderen sog. Standardwerten reingefallen sind, können Hurra-Meldungen über Rekorde des Deutschen Aktienindex nicht nachvollziehen; über jene Rekorde, die noch im vergangenen Jahr immer wieder verbreitet wurden. Jetzt stehen die Zeichen noch kritischer. Hoffnung besteht jedoch trotz oder wegen der Sanktionen. Denn:  Letztlich kann niemand die Absicht haben, seine eigenen oder die Auslands-Anlagen seiner „Freunde“ zu vernichten.

Hoffen auf Kriegs-Dividende

Insoweit mag es sogar helfen, dass deutsche Aktien in offiziellen DAX-Darstellungen schöngerechnet werden; nämlich indem ausgezahlte Dividenden und einbehaltene Steuern regelmäßig in den sog. Performanceindex DAX als Plus eingerechnet werden. Selbst direktoriale Banker am Beratungstisch räumen freiweg ein, dass dies eine unrealistische Schönrechnung ist. Tatsache ist: Der „echte“, einzige international vergleichbare DAX, der DAX-Kursindex, wird Ende Februar22 nicht mal mehr so hoch ausgerechnet wie im März des Jahres 2000.

Perspektivisch und im groben Schnitt heißt das, deutsche Aktien sind weniger teuer als andere Aktien. Und wenn jetzt Hunderte Milliarden Euro in die Bundeswehr fließen, wenn weitere Milliarden für die Selbstversorgung mit Energie zur Verfügung stehen und wenn in neue, kürzere Lieferketten investiert wird, dann sehen Beobachter schon eine Art Kriegs-Dividende. Sie besteht aus Beschäftigung, Arbeitsplätzen, Steuerreinnahmen sowie aus Sicherheit – am Ende sogar für Aktien.