Grünes Licht für Wirtschaft und Aktien, foto mb

Amerikaner kaufen deutsche Aktien. Chinesen, Saudis und Qataris kaufen. Die Schweizer Nationalbank, der Norwegische Staatsfonds kaufen u.a. deutsche Aktien. Sogar die Deutschen kaufen Aktien – ganz egal, wie die Kurse stehen. Und das scheint sogar gut so zu sein.

Börsenkurse steigen, wenn Wertpapier-Käufer bereit sind, steigende Kurse zu bewilligen, um z.B. Aktien kaufen zu können. So einfach sind Prognosen von Kursen, wenn man weiß, wie viele Milliarden jeden Monat neu an die Börse drängen. Schon gibt es Statistiker in deutschen Sparerlanden, die am 1. und 15. jeden Monats besonders ausgeprägte Käufe feststellen. Dann werden die nächsten Sparraten angelegt – oft in sog. ETF(onds), die ihrerseits dann Aktien kaufen: „Wo Aktienfonds oder ETF draufsteht, müssen auch Aktien drin sein“, so lauten die Devisen der Fonds. Wie hoch die Kurse der Aktien gerade stehen, das spielt dabei keine Rolle.

Ratensparen mit Aktien

In USA läuft die Aktien-Welle seit Jahrzehnten – und zwar mit massiven steuerlichen Vorteilen für jeden einzelnen Aktien-Sparer. In 2021 hat das z.B. dazu geführt, dass allein der Wertzuwachs aller Apple-Aktien zusammengerechnet dreimal größer war als der wertzuwachs aller 40 Aktien, aus deren Kursen der Deutsche Aktienindex DAX errechnet wird. Die vielfach diskutierte Frage, wie viel Gewinn Apple oder etwa auch Tesla mit ihren laufenden Geschäften machen und wie sich diese Gewinne mit den Kursen der Aktien vergleichen, das spielt keine entscheidende Rolle, solange immer höhere Geld-Kurse für Aktien gestellt werden: „Geld“ heißt Kauf-Nachfrage mit Geld z.B. aus Verkäufen von Öl und Gas oder seltenen Rohstoffen.

Aktienrente für Deutschland

Die Ampel-Koalition für die Regierung Deutschlands hat sich vorgenommen, eine staatliche Aktienrente einzuführen. Davon wird der einzelne Sparer und Wahlbürger zwar erst dann etwas merken, wenn seine Rente eines schönen Tages vielleicht nicht ganz so klein ausfällt, wie heute befürchtet. Oder wenn die Aktienkurse in Deutschland jedes Jahr steigen, weil der Staat neue Milliarden in die Aktienrente steckt. 10 Milliarden Euro sollen es zunächst mal sein. Auch wenn 10 Milliarden wahrlich nicht viel sind im Vergleich zu Werten und Beträgen, die täglich an den Börsen bewegt werden: Es sind zusätzliche Milliarden, die in Aktien drängen, ohne dass so viele zusätzliche Aktien neu auf den Markt kommen. Quasi automatisch steigen die Kurse.

Inflation bei Immobilien und Aktien?

Inflation wird allgemein auf die sog. Lebenshaltungskosten bezogen. Würde man Inflation auch auf Preise für Immobilien in beliebten Städten oder auf die Kurse von bevorzugten Aktien beziehen, so könnte von Inflation gesprochen werden. Ja: Gemessen an herkömmlichen Bewertungsmaßstäben sind sehr viele amerikanische Aktien heute so teuer wie nie. Ja: Vor mehr als 30 Jahren erlebte der Verfasser ähnliche hohe Bewertungen für Aktien der damals weltweit viel bewunderten japanischen Wirtschaft. Die 40.000 Punkte, die 1989 für den Nikkei-Index in Tokio ausgerechnet wurden, haben japanische Aktienjünger bis heute nicht wieder gesehen. In den jüngsten zehn Jahren ist derselbe Index von 10.000 auf zuletzt 30.000 Punkte gestiegen. Vor 22 Jahren begann ein ähnlicher Absturz der Kurse des bewunderten Neuen deutschen Aktienmarktes und der T-Aktie. Und jetzt gehen Prognosen wieder und weiter nach oben, wohl wissend, dass Prognosen – literarisch und sarkastisch verbrieft – immer schwierig sind, besonders wenn sie in die Zukunft gehen.

Neue Fakten für Aktien

Bei vielen Prognosen gehen zwei Fakten freilich unter; erstens: Der nunmehr seit fast 20 Jahren so traumhaft hoch gerechnete herkömmliche DAX bezieht seinen Aufschwung ganz wesentlich aus der speziellen Berechnungsmethode; nämlich aus der Umrechnung gezahlter Dividenden in zusätzliche Aktien. Diese Methode ist nur in Deutschland populär. Sie macht die üblichen Vergleiche des DAX mit dem Dow Jones oder gar dem Euro-Stoxx-Index zu einer Art von Fake-Rechnungen. Nach der Berechnungsmethode, die außerhalb Deutschlands üblich ist, steht der DAX zu Jahresbeginn 2022 nicht bei 16.000 sondern nicht mal bei 7.000 Punkten. Das sind keine 1.000 Punkte mehr als in den Jubelzeiten des Jahres 2000.

Deutsche Aktienkurse niedrig

Zweitens haben Notenbanken angekündigt, nicht mehr so viele Milliarden wie in den jüngsten fünf Jahren für den Ankauf von Staatsanleihen und sonstigen Anleihen ausgeben zu wollen. Dies könne das Ende des Aktien-Aufschwungs bedeuten, so wird eine Gefahr beschrieben: Bislang in Aktien fließende Gelder würden dann in verzinsliche Anleihen fließen. Die Gefahr ist freilich eine andere: Wenn neu herauskommende Anleihen – anders als in den jüngsten Jahren – tatsächlich früher oder später wieder Zins-Kupons tragen, dann sinken zunächst früher herausgekommene Anleihen quasi automatisch im Kurs: Weil sie keine Zins-Kupons tragen. Um damit verbundene Milliarden-Verluste für eine riesige Zahl von Anleihe-Fonds und Depots zu vermeiden, in denen diese früheren Anleihen liegen, scheinen vorsorgliche Umschichtungen jedenfalls ratsam: Umschichtungen in Aktien. Das ist heute anders als 1989 und 2000. Damals waren die Zinsen für Anleihen attraktiv hoch. Und die Kurse der Anleihen stiegen quasi automatisch, als die Zinsen für neu herauskommende Anleihen immer weniger hoch festgesetzt werden konnten, bis sie schließlich auf 0 % und sogar ins Negative sanken. Jetzt ist das anders: Viele Dividenden für Aktien ermöglichen viel höhere Verzinsungen als Anleihen vielleicht in einigen Jahren wieder ermöglichen.