Deutschland hat den Impf-Superstar. Doch Sparkassen und Banken verweigern die finanzielle Impfung, foto mb

Immer höhere Summen sammeln die Deutschen auf Girokonten und Sparkonten an. Manche kaufen Anteile von ETF-Fonds. Die meisten haben jedoch Angst wieder reinzufallen wie vor 25 Jahren auf die T-Aktie. Und die „großen“ Aktienförderer sind in Wahrheit wie Biontech-Verweigerer. Und das alles spart die Deutschen arm.

Wie krass es um die deutsche Sparer-Sache steht, zeigt der Fall Biontech: Wer im online-Portal „sparkasse-mainz.de“ unter „Wertpapiere und Börse“ nach der Impfstoff-Weltfirma Biontech und deren Aktien sucht, der bekommt diese Antwort: „Zu Ihrem Suchbegriff ‘Biontech‘ konnten leider keine Ergebnisse gefunden werden.“ Wohlgemerkt: Die Biontech SE ist nicht nur eine Weltfirma. Diese Weltfirma hat ihren Sitz in Mainz – und zwar an der bezeichnenden Adresse „An der Goldgrube.“ Gut für den Eigentümer der Sparkasse Mainz, also für die Stadt Mainz. Sie freut sich über einen Milliarden-Segen aus der Goldgrube: Gewerbesteuer von Biontech.

Heizöl-Preise statt Biontech-Kurse

Die Mainzer Allgemeine (MAZ) ist die wichtige Zeitung vor Ort. Wer dort im Kurszettel sucht, findet Biontech hinter der Milliarden-Pleitefirma Wirecard unter „Weitere regionale Aktien“; Biontech-Milliarden quasi neben der Schwälbchen Molkerei aus der Robert-Koch-Straße in Mainz. In der FAZ ist Biontech ganz klein unter „Übersee Börsen/Nasdaq“ zu finden. In anderen Kursteilen der Zeitungen findet der Impfstoff-Riese gar nicht statt. Im Kursteil vom „Deutschlands Wirtschafts- und Finanzzeitung“ meldet das Handelsblatt zwar die Heizölpreise für Leipzig und Lübeck nicht aber den Aktienkurs der Milliarden-Firma aus der Goldgrube: „Biontech-Verweigerung“ könnte man das nennen. Unter handelsblatt.com/Börse Frankfurt? kein Biontech; nichts von jener Firma, die 2021 allein für ein Großteil des Wachstums der gesamten deutschen Volkswirtschaft steht. Dabei meldet boerse-frankfurt.de sehr wohl Kurse – und zwar von „Biontech SE (ADR)“.

Dabei wirkt weniger das Kürzel SE abschreckend: Societas Europaea also Europäische Aktiengesellschaft oder EU-AG. Schwer wiegende Verwirrung stiftet womöglich das Kürzel ADR. Es steht für American Depository Receipts. Das sind übliche Stellvertreterpapiere für nicht-amerikanische Aktien, die an amerikanischen Börsen notiert werden, wie u.a. die Aktien der  Biontech SE.

Verweigerer statt Förderer

Weil die an der Frankfurter Börse notierten Biontech-Papiere „nur“ ADRs sind, weigert sich die Deutsche Börse AG, den Biontech-Aktienkurs in den Deutschen Aktienindex DAX einzurechnen. Das wirkt wie finanzielle Impf-Verweigerung der krassesten Art. Es passt perfekt ins Bild der deutschen Anti-Aktienlandschaft, wie sie selbst in höchsten Kreisen gepflegt wirkt. Natürlich: Index-Ausrechner Deutsche Börse AG rechnet den Kurs seiner Aktien in den DAX ein. Das bringt erfahrungsgemäß viel höhere Kurse. Biontech wäre im DAX ein Konkurrent geworden. Biontech würde dort weit vor der Deutschen Börse stehen.

Keine Sparkasse Mainz, keine Sparkassen-Verbands-Lobby, keine Landesmutter Malu Dreyer, kein Finanzmarkt-Förderer Olaf Scholz und keine Deutsche Bank haben es geschafft, die Biontech-Manager dazu zu bringen, ihre Original-Aktien (und nicht nur die ADRs) an der Frankfurter Börse einführen zu lassen. Oder haben es diese angeblichen Förderer gar verhindert, weil sie es den deutschen Sparern und Anlegern nicht zutrauen, Geld für Biontech-Aktien aufzubringen? Bekanntlich verlieren die Deutschen immer wieder Milliarden mit Derivaten und anderen hoch riskanten Anlagen.

Sparern entgehen Milliarden

Der Schaden ist gewaltig: Mit Original-Aktien hätte Biontech der Aufstieg in den DAX nicht verweigert werden können. Dank der immer höheren Kurse von Biontech würde der DAX um schätzungsweise hundert Punkte höher ausgerechnet als heute. Millionen Fonds-Sparer – auch der Sparkassen – würden sich über höhere Anteilwerte hrer Fonds freuen. Die Pensionsfonds, die für die Pensions-Versorgungen von Olaf Scholz, Malu Dreyer und den anderen Politiker sparen, wären automatisch in Mainz dabei: Diese Fonds legen nicht auf Sparkonten an. Sie legen in Aktien an. Sie kaufen in aller Regel genau jene Aktien, aus deren Kursen die Börse AG den DAX ausrechnet. Biontech würde auf einer Stufe mit Adidas oder BASF rangieren, aber – anders als z.B. Bayer oder die Deutsche Bank – nicht Milliarden vernichten sondern Milliarden schaffen – und das nicht nur für die Kasse der Stadt Mainz sondern für Millionen deutsche Fonds-Sparer oder ETF-Jünger. Stattdessen sparen die Deutschen sich weiter arm mit mancherlei schlappen Fonds und Millionen Minus-Sparbüchern.