Wohnungsvermieter stehen doppelt im Blickpunkt: von Kritikern und von Staatsbanken; foto mb
„Wohnungskonzerne verstaatlichen!“ Wer das fordert, der ist im Zweifel als Aktionär bei diesen Konzernen mit dabei: seinen es Mieter, Sparer, Beamte oder Abgeordnete. Selbst die Kanzlerin ist indirekt dabei. Die Bundesliga Aktien zeigt die Verhältnisse.
Einer der kritisierten Wohnungskonzerne ist Vonovia aus Bochum: eine Aktiengesellschaft. Damit ist der Milliardenkonzern für manche Mieter und Beobachter der Inbegriff des Bösen; verantwortlich horrende Mietsteigerungen und Wohnungsnot. Gemessen am Wert der Aktien ist die Vonovia AG etwa doppelt so groß wie die besonders in der Kritik stehende Deutsche Wohnen AG aus Berlin. Die Kurse der Vonovia-Aktien werden eingerechnet in den Deutschen Aktienindex DAX. Das ist praktisch die Bundesliga Aktien. http://index.finanztreff.de/indizes_einzelwerte.htn?i=159096. Die Deutsche Wohnen „spielt“ nicht in dieser „ersten Liga der deutschen Aktien“ mit sondern in der zweiten Liga: im sog. MDAX, genauso wie die früher staatliche Düsseldorfer LEG AG.
Bundesliga Aktien: Vonovia für’s Alter
Managerinnen und Manager der Vonovia, wie auch der Deutsche Wohnen und der vielen anderen Aktiengesellschaften arbeiten für Kunden/Mieter, für die MItarbeiter, für den Staat als Steuerempfänger und letztlich auch für die Aktionäre der Gesellschaften, also für die Eigentümer der Aktiengesellschaften. Die Aktionäre, das sind in der Regel z.B. der symbolische Sparer Müller, der Anleger Schulze oder die Pensionskasse der Beamten, der Lehrer oder der Rechtsanwälte oder mancherlei Investmentfonds aus aller Welt. Managerinnen und Manager, speziell die Vorstände der Aktiengesellschaften, besitzen oft auch Aktien. Damit sind sie sozusagen Mitarbeiteraktionäre. Vorstände sind Angestellte der Aktiengesellschaften. Sie sind ihren Arbeitgebern, sprich den Eigentümern/Aktionären verpflichtet gut zu wirtschaften, so dass die Kunden/Mieter zufrieden sind und Dividenden gezahlt werden können; sozusagen die Zinsen für Aktien.
Vonovia hat insgesamt 518 Millionen Stück Aktien bei den verschiedensten Aktionären liegen; zum aktuellen Kurs bedeutet das für die Eigentümer einen Wert von mehr als 20 Milliarden Euro. Täglich werden Hunderttausende Vonovia-Aktien an der Börse verkauft und gekauft. Verkäufer ist nicht die Vonovia AG. Es sind Sparer, Anleger oder Investoren mit ihren ganz individuellen, höchst unterschiedlichen Dispositionen.
Staatsbanken kaufen Wohnungsaktien
Wie viele Sparer und Anleger bei Vonovia direkt und indirekt über ihre Investmentfondsanteile oder über Pensionskassen dabei sind, das ist nicht bekannt. Es dürften mehrere Zehntausend sein. Die Kursentwicklung der Vonovia ist keineswegs spektakulär. 2018 sank der Aktienkurs um 4 Prozent. Im allgemein schlechten Aktienjahr 2018 reichte das noch für Rang acht in der Jahresabschlusstabelle der Bundesliga Aktien; weit vor Daimler, Siemens oder z.B. vor der Deutschen Bank. 2019 reichen bislang 16 Prozent Anstieg des Vonovia-Aktienkurses „nur“ für Rang 14. Für Aktien von z.B. Adidas, Daimler oder von der Allianz Versicherung bewilligen Aktienkäufer gleichzeitig bis zu 25 Prozent höhere Kurse, um diese Papiere erwerben zu können.
Die Verhältnisse bei der Deutsche Wohnen AG oder bei der LEG sind im Prinzip nicht anders als bei Vonovia: 360 Millionen Stück Deutsche-Wohnen-Aktien liegen bei Aktionären. Die größten, bekannten Aktionäre sind die amerikanische Fonds-Firma Blackrock und die Norwegische Staatsbank Norges. Auch die Schweizer Nationalbank kauft Deutsche Aktien. Bekannt ist ferner, dass Pensionskassen, die z.B. vorsorgen für die Altersbezüge von Abgeordneten und Beamten, Aktien vorhalten. Mit hoher Wahrscheinlichkeit liegen auch Aktien von Vonovia und/oder von der Deutsche Wohnenund LEG in solchen Kassen oder in Investmentfonds. Politiker und Wähler, die nun nach Verstaatlichung rufen, agieren also möglicherweise gegen sich selbst.