Franzosen mussten Atommeiler abschalten. Die Deutschen schicken jetzt Strom über die Grenze
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Die Aktionäre von Eon tröstet es derzeit nicht mal; dass jüngst höhere Kurse für die Aktien ihres Stromkonzerns bezahlt wurden. Eon bleibt Schlusslicht der Aktien-Bundesliga.
Aktienkapital ist fast ganz weg
Die Tabelle lügt nicht: Durch Milliardenverluste ist das Eigenkapital der Eon-Aktionäre fast auf null geschrumpft. 433 Mio. € standen am 30.9.2016 noch da, wo einst stolze Milliarden in der Bilanz standen. Inzwischen ist der 31.12.2016 nahe. Das Eon-Eigenkapital könnte durch weitere Verluste negativ geworden sein. Keine Angst: Der Gang zum Insolvenzgericht ist nicht zwingend, wenn das Kapital weg ist. Niemand im politischen Deutschland hat die Absicht, einen Strom- und Atomriesen in die Insolvenz abrutschen zu lassen.
Wackelmeiler gut für deutsche Stromer
Den deutschen Stromern kommt es aktuell zu Gute, dass die Franzosen reihenweise Atommeiler abgeschaltet haben; wegen Sicherheitsbedenken. Jetzt fehlt der Strom aus diesen Meilern. Die Deutschen schicken nun ihren Strom über die Grenze. Der Strompreis an der Börse in Leipzig ist zuletzt massiv gestiegen. Über diesen jetzt gar nicht mehr schlechten Preis, freuen sich die deutschen Stromer natürlich. Für einen Abschied vom letzten Platz der Ligatabelle reicht die Freude freilich nicht. Die anderen Aktien im Tabellenkeller sind zuletzt mehr gestiegen als Eon.
100 Mrd. Euro Abwertungen
Grund für die Zurückhaltung der Aktienkäufer ist letztlich eine Rechnung von Johannes Teyssen: Auf erschreckende 200 Mrd. € summierte der Eon-Chef vor hochrangigem Gremium die Kursverluste, die Aktionäre europäischer Energie-AGn in den jüngsten Jahren hinnehmen mussten. In derselben Zeitspanne haben es die Wirtschaftsprüfer zugelassen, dass die AGn ihre Vermögenswerte in den Bilanzen nur um 100 Mrd. € herunter geschrieben haben. Da scheint noch dicke Luft nach unten zu sein: Die Börse lügt nicht (immer)! Die Aktionäre von RWE sind ebenfalls betroffen. Ende Oktober rangierte die RWE-Aktie noch mit 12 % Plus nach zehn Monaten auf dem zweiten Platz der Aktien-Bundesliga. Mitte Dezember haben sich 12 % Plus verwandelt in 3 % Minus. Anstatt auf Rang 2 steht RWE jetzt auf Rang 17 in der Jahresauswertung und sogar auf Rang 20 in der Wochenwertung.
Auto-Aktien geraten unter Bilanzdruck
Das Bilanzproblem der Stromer ist unschwer auf die Autobranche zu übertragen: Das Elektroauto ist nicht aufzuhalten. Die Bilanz-Milliarden der Autokonzerne beziehen sich auf Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. Auto-Aktien haben 2016 sämtlich im Wert verloren. Sie rangieren in der unteren Tabellenhälfte: Ausgerechnet Volkswagen rangiert am wenigsten weit unten; nämlich auf Rang 16. BMW steht auf Rang 22, Daimler auf 23. Zulieferer Continental liegt mit 18,2 % Jahresminus auf Rang 26. Zulieferer ThyssenKrupp fällt insoweit aus dem Rahmen; mit 26,9 % Jahresplus auf Rang 3! Allerdings: Keine andere Aktie hat zuletzt schlechter abgeschnitten als ThyssenKrupp: 1 % Wochenminus und Rang 30. 1,8 % Wochenplus stehen für den DAX-Durchschnitt zu Buche.