portion_rwi_kleinUnfeine Vergangenheit hinter feiner Fassade: Portigon AG und Ex-Chef Hubert Beckmann

Er würde das Gespräch jetzt gern beenden, sagt Hubert Beckmann. Die Kölner Erbin KB hat ihn erwischt – im Vorstandssessel der „Stiftung Zukunft NRW“. Der frühere WestLB-Direktor und Portigon-Chef will nichts davon wissen, dass Portigon die Millionen von KB rausrücken muss; der WestLB-Skandal: Teil 16.

Trübes Licht auf dem Namen Beckmann

Mit bester Referenz kam Hubert Beckmann 1988 zur WestLB. Der Jurist hatte sein Referendariat im Direktorium der Deutschen Bundesbank in Frankfurt-Ginnheim ableisten dürfen. Damit war der Niedersachse zu Höherem berufen in der Westdeutschen Landesbank. Er wurde Direktor der entscheidenden Abteilung der damals weltweit ambitionierten Landesbank; des Investmentbanking. Beckmanns Kürzel „Beck“ findet sich auf zwei entscheidenden Beweisstücken des WestLB-Skandals um das Erbe von KB. Doch der Katholik, der genauso wie der um ein Jahr ältere Fernsehstar Reinhold Beckmann (60) aus Twistringen stammt, lässt die Ansprüche von KB seit mehr als zehn Jahren zurückweisen.

Versenkung im Osten

Als die Steuerfahndung  1996 bei der WestLB anrückte, da wurde es für Hubert Beckmann eng: Die Steuerfahnder deckten das „System WestLB“ auf. Die Bank zahlte Millionen an Strafe; freilich nur für einen Teil der illegalen, mutmaßlich von Beckmann initiierten Transfers. Der andere Teil wurde bis heute nicht abgearbeitet. Beckmanns rechte Hand, der Kölner Direktor Georg Richter, wurde zwar verurteilt. Das „Bauernopfer“ verstarb. „Regenmacher“ Beckmann musste im Osten verschwinden. Er bekam sieben Jahre – als Vorstand der Ostsächsischen Sparkasse; 1998 bis 2005.

396 Fälle vorübergehender Konten

Der Fall von Erbin KB zählt zu dem nicht abgearbeiteten Teil des „Systems WestLB“. Insgesamt geht es dabei um 396 Fälle vorübergehender Konten. KB bekam bis heute nicht ihr nachgewiesenes Vermögen ausgezahlt. Es ist unter den Augen von Direktor Beckmann in den Büchern der damaligen WestLB verblieben. Heute firmiert die WestLB unter Portigon AG. Die Portigon-Banker sind gerade ins Hochglanz-Hochhaus in Düsseldorf-Bilk umgezogen – mit Blick auf den Landtag NRW.

Minister deckt WestLB und Portigon

Alle Indizien und Beweise über das Vorhandensein des Erbvermögens von KB lügen Beckmanns Epigonen weg: Das seien Hypothesen. Dass selbst die Abgeordneten des Landtags NRW das Vermögen von KB und von weiteren 395 früheren Kunden der WestLB in der Portigon-Bank wissen, das schieben die Beckmann-Jünger als „politische Äußerung“ bei Seite. Unglaublich: Das Land NRW ist Eigentümer von Portigon. Landesminister „Saubermann“ Norbert Walter-Borjans ist Aufsichtsrat von Portigon.

Kronzeuge Beckmann?

2008 durfte Beckmann dann wieder aus dem Osten zurück zur WestLB. Er wurde sogar zum Vize-Chef befördert. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Juristen der Landesbank die KB-Sache schon in die Verjährung gelogen. Die Erbin KB konnte sich vor den Gerichten des Landes kein rechtes Gehör verschaffen. Die WestLB ließ schon die Anträge von KB auf Prozesskostenhilfe scheitern. Anwälte findet die mittellose KB heute nicht mehr, um gegen Beckmanns Bank vorzugehen. Hubert Beckmann muss als Zeuge vernommen werden. Sofern er seine letzte Ehre nicht verloren hat, meldet er sich als Kronzeuge. Oder er stellt Stiftungsgeld bereit, um die leidige Sache vor Gericht zuende zu bringen.

Ehrenkodex steht auf dem Papier

Mit Zustimmung von Aufsichtsrat Walter-Borjans stieg Beckmann sogar zum Chef von Portigon auf. Nach nur zwei Quartalen musste der Hochkaräter aber wieder weg. Um seine Versorgung muss der 59-jährige sich jedoch keine Sorgen machen: Die „Stiftung Zukunft NRW“ zahlt. Sie sitzt im selben Haus wie Portigon. Peter Stemper, Beckmanns Chef-Nachfolger bei der Verweigerungsbank Portigon, ist jetzt sein Aufseher; als Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung. Wie diese hochdekorierten Herren es unter dem Ehrenkodex des Landes NRW fertig bringen, Tag ein Tag aus mit dem offensichtlichen Unrecht zu leben, das will sich Beobachtern nicht erschließen; zumal nicht Katholiken und Sozialdemokraten.