Das ist bitter: Deutsche Aktien stehen zu Jahresbeginn 2016 deutlich tiefer als im Frühjahr 2000. Der „normale“ DAX-Index gaukelt uns eine Scheinwelt vor: Dieser angeblich normale DAX steht zu Jahresbeginn 2016 um etwa 25 % höher als im Frühjahr 2000. Das ist jedoch eine Indexlüge.

Möglich wird diese Index-Gaukelei durch die „normale“ Einrechnung von Dividendenzahlungen in den DAX. Jedes Mal wenn die sog. DAX-AGs Dividenden zahlen, unterstellt die DAX-Formel, die Aktionäre würden mit diesem Geld zusätzliche Aktien z.B. von Siemens, Daimler oder Bayer kaufen. Die Formel unterstellt sogar, die Aktionäre könnten Bruchteile von diesen DAX-Aktien kaufen, wenn die Dividende nicht für eine ganze Aktie reicht. Die Formel unterstellt weiter, die Aktionäre würden die bei der Auszahlung der Dividenden automatisch abgezogenen Steuern ebenfalls in zusätzliche Aktien investieren. Das heißt also, die Aktionäre bekommen nicht nur keine Dividende cash aufs Konto, sondern zahlen sogar eigenes Geld ein, um rein rechnerisch weitere Aktien zu erwerben.

Diese Art Berechnung ist absurd. Sie ist der Beweis dafür, dass Aktien sich gerade nicht für die Altersversorgung eignen: „Aktien-Rentner“ bekommen demnach keine Dividenden ausgezahlt, um ihre Renten aufzubessern. Sie müssen sogar Geld einzahlen. Selbst dann kommen sie nicht an das Ergebnis heran, welches der angeblich repräsentative DAX ihm vorgaukelt. Und für diese Gaukelei ist der „Erfinder“ der DAX-Formel auch noch mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Bravo. Ohne die Dividenden-Gaukelei steht der wahre DAX, der DAX-Kursindex (WKN: 846744), zu Jahresbeginn 2016 tiefer als vor 16 Jahren.

von Martin Beier, vereidigter Sachverständiger für Wertpapieranlagen, Düsseldorf, 12.1.2016