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Abgefahrene Kurse für Aktien der Deutschen Lufthansa, foto mb

In doppelter Hinsicht wird es kritisch: Für Aktien von RWE und Lufthansa bleiben Anleger weiter sehr optimistisch. Und müssen doch bald verkaufen. Das Kuriosum Bundesliga Aktien.

Viele Anleger strukturieren ihre Anlagen genau so, wie der DAX-Index zusammengesetzt ist. D.h, diese Anleger müssen jeweils knapp ein Prozent ihrer Gelder in Aktien von RWE und Lufthansa stecken. Die Kurse dieser beiden Spitzenreiter der Bundesliga Aktien sind jedoch allein im laufenden Jahr schon um 70 Prozent gestiegen. Für die anderen Aktien des DAX zahlen Anleger bei Weitem nicht so viel höhere Kurse. Tabellendritter ist die Commerzbank mit aktuell knapp 50 Prozent Kursplus in knapp acht Monaten. Schlecht sieht es dagegen für die Besitzer von Daimler, Deutsche Bank, BASF oder Siemens. Diese sog. DAX-Schwergewichte zählen zu jenen 14 der insgesamt 30 DAX-Aktien, für die Käufer aktuell weniger zahlen als zu Jahresbeginn 2017.

Gigantische Gewinne mit RWE und Lufthansa

Für Anleger, die ihre Anlagen nach der DAX-Struktur ausrichten, bedeutet das: Ihre Bestände in RWE und Lufthansa sind durch die gigantischen Kursgewinne über den Ein-Prozent-Anteil hinaus gewachsen. Systematisch müssen diese Struktur-Anleger also RWE- und Lufthansa-Aktien verkaufen. Nicht selten sind es Computer, die über solche Anlagestrukturen wachen. Sie lösen automatisch Verkäufe aus, wenn Obergrenzen überschritten sind. Dennoch gibt es Anleger mit sehr viel Geld, die RWE und Lufthansa weiter kaufen. Sie überbieten sich faktisch, um diese Papiere bekommen zu können. So kommen die gigantischen Kursgewinne zustande.

Auto-Aktien verbrennen Milliardenwerte

Die Sache wird noch komplizierter: Verschiedene Anleger sind aus Kohle- und Atom-Aktien wie RWE oder Eon ausgestiegen. Jetzt wollen sie auch nicht mehr bei Diesel-Aktien dabei sein: Um Aktien von Daimler, BMW und VW loszuwerden, nehmen solche Anleger sinkende Kurse in Kauf. Daimler und BMW verlieren 2017 bislang zweistellig. VW liegt knapp fünf Prozent im Minus. Mehr als zehn Prozent der Anlagen müssten systematisch in den drei Auto-Papieren liegen, wenn Anleger den DAX exakt nachbilden wollten. Sofern sie Auto-Papiere aber nicht mehr gegenüber ihren Gewissen oder ihren Auftraggebern vertreten können, müssen sie die zehn Auto-Prozente auf die anderen Positionen verteilen. Dann können auch mehr als jeweils ein Prozent in RWE und Lufthansa liegen.

Bundesliga Aktien: neuer Optimismus für ProSieben SAT1

Solche DAX-orientierten Anlagestrategien sind weit verbreitet. Umso auffälliger ist es, dass Anleger für Aktien der Deutschen Börse, von ThyssenKrupp, von Bayer oder von der Deutschen Telekom nun seit mehreren Wochen überwiegend sinkende Kurse in Kauf nehmen, um verkaufen zu können. Für ProSieben Sat1 bewilligen Käufer dagegen zuletzt mehrfach höhere Kurse, um eisteigen zu können. Das war Monate lang nicht nötig. Lesen Sie bald mehr aus der Bundesliga Aktien: Aktienkurse steigen nicht, weil Unternehmen besser wirtschaften. Aktienkurse steigen, weil Anleger bereit sind, höhere Kurse zu bewilligen, um anderen Anlegern deren Aktien abkaufen zu können.