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Mit Bulle und Bär hält die Deutsche Börse AG den DAX hoch; foto mb

Das ist absurd: Die Deutsche Börse AG verdient am Kurssturz der Aktien an „Ihrer“ Börse. Die Bundesliga Aktien profitiert sogar noch von diesem Kuriosum.

Beste Aktie des Jahres 2018 ist bislang die Aktie der Deutsche Börse AG; Spitzenreiter in der Bundesliga Aktien mit 8 Prozent Plus in fünf Wochen. Selbst wenn Industrieaktien nur mit bösem Minus verkauft werden können, zahlen Anleger noch mehr für die Börsen-Aktie. Schlusslicht ist derweil die einst so stolze Deutsche Bank mit 14 Prozent Minus in denselben fünf Wochen. Vor zwanzig Jahren war es umgekehrt. Die Deutsche Bank besaß Börsen-Aktien. Heute hält die Börse AG Sicherheit für die Deutsche Bank.

Womit verdient die Deutsche Börse ihre Milliarden und die Dividende für die Aktionäre? Mit der Abwicklung von Börsengeschäften, mit der Verwahrung von Wertpapieren und am meisten mit dem hochspekulativen Terminkontrakt-Handel und mit dem Ausrechnen des DAX-Index. Wenn’s richtig kracht in den Kursen, dann klingelt es besonders in der Kasse der „DAX-AG“ Deutsche Börse. Bei der Deutschen Bank klingelte es zuletzt nicht mehr genug in den Kassen: Es wäre zu wenig los an den Börsen, heißt es zur Begründung. Dass für diese Börsen-Experten, die so wenig los machen, dennoch dicke Boni losgemacht wurden, das ist eine andere Geschichte. Seither geht’s. Anleger nehmen stark fallende Kurse in Kauf, um Aktien der Deutschen Bank los zu werden.

Bundesliga Aktien: SAP verliert

Solche Macht wie z.B. die amerikanische Goldman-Sachs-Bank haben die „Deutschen“ heute nicht mehr: Wenn die Amis eine Verkaufsempfehlung aussprechen, dann gehen die Kurse runter. Sicher. So viele Milliarden haben die „Goldmänner“ unter eigener Verwaltung in Fonds und in anderen sog. Finanz-Vehikeln, dass die Kurse an den Börsen machen, was die „Goldmänner“ wollen; in jede Richtung. Mit dem Terminkontrakt-Handel der Deutsche Börse AG lässt sich das noch toppen. Da kann man problemlos mit ganz wenig Einsatz auch auf sinkende Kurse spekulieren. Die Boni-Experten könnten z.B. auf sinkende Kurse ihres Arbeitgebers Deutsche Bank spekulieren. Da wäre momentan ‘ne Menge los zu machen.

Im Grunde würde es für Anleger reichen, sich Aktien der Deutsche Börse AG hinzulegen. Diese Finanz-AG verdient immer. Mit Dieselabgasen oder mit Braunkohle, mit Pflanzenschutz oder mit Gasturbinen; mit sowas macht sich bei der Börse AG niemand die Finger schmutzig.  Obendrein rechnet die Börse AG ihre eigene Aktie selbst in den DAX-Index rein; mit gar nicht überraschendem Ergebnis: Wenn die Börsen-Aktie nicht wäre, dann wäre der DAX nicht so hoch wie er selbst nach den jüngsten Kurs-Rückgängen noch steht.

Fusion: Deutsche Bank und Deutsche Börse

„Richtige“ Weltfirmen wie SAP, Deutsche Telekom oder Bayer; für diese Aktien können sich – zumal deutsche – Anleger nicht recht erwärmen. Insoweit läuft etwas schief in deutschen Aktienlanden. Wenn in der deutschen Industrie eines Tages nichts mehr los sein wird, dann wird auch mit der Deutsche Börse AG nichts mehr los sein. Weitsichtig hatten die Börsenstrategen ja schon mehrfach versucht, sich im Ausland eine zusätzliche Basis zu verschaffen. Vergeblich. Weniger weitsichtige deutsche und andere Beamte wollen das nicht. Ausländische Strategen wollen das auch nicht, dass die Deutsche Börse AG mal so viel Einfluss bekommt, wie die Deutsche Bank ihn einst hatte. Vielleicht sollte die Börse AG mit der Bank AG fusionieren. Eine Banklizenz hat die Börse AG ohnehin schon, weil sie über Hunderte Milliarden Euro Sicherheiten bietet: für Banken.