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Bald auch Strom an allen Säulen von ARAL, foto mb

ARAL verkauft jetzt auch Strom. Fünf Tankstellen haben jetzt Ladesäulen für E-Autos. Die blauen Erstlinge sind wahre Power-Säulen: Sechs Minuten Anschluss reichen für 100 km elektrisch fahren. Doch anschließen will sich kaum jemand. Das beschreibt das grundsätzliche Problem in Deutschland und in der Bundesliga Aktien.

Etwas zögerlich rückt ARAL-Oberchef Wolfgang Langhoff mit der Zahl raus: Fünf Elektrosäulen an 2.400 deutschen ARAL-Tanken! Ein wahrlich minimalistischer Anfang. Konkurrent Shell hat sich gleich mit den deutschen Autokonzernen BMW, Daimler und VW zusammengetan und VW obendrein noch mit Ford. Man will leistungsstarke Strom-Ladesäulen an Autobahnen aufzustellen. Dafür müssen die Stromlieferanten aber erstmal entsprechende Leitungen für Starkstrom an die Raststätten legen. Innogy, der Ableger des Strom- und Bundesliga Aktien -Riesen RWE, hat schon Elektro-Ladesäulen an Raststätten stehen. Die einsam und verlassen dastehenden Säulen liefern allerdings nur lahme 50 KW anstatt 350 ARAL-KW.

ARAL zieht Stromleitungen

Wolfgang Langhoff ist Vorstandsvorsitzender der BP Europe SE. BP hat einst ARAL von Veba/Eon übernommen. Seither sind die BP-Briten die Herren über die Mutter aller deutschen Tankstellen. BP’s Langhoff geht nun mit der neuen Klima-Zeit: Er hat ARAL die nötigen Starkstromleitungen zu den E-Tanken gleich selbst legen lassen. Im Ruhrgebiet, dem Stammland von ARAL, sind es keine großen Entfernungen zu den nächsten Umspanntrafos der Stromnetzbetreiber. Aber, so Langhoff vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung Düsseldorf: „Am Ende müssen sich die Elektroaktivitäten für den Ölkonzern finanziell auch richtig rechnen.“

Die Rechnung ist denkbar schwierig. Der Durchbruch der Elektromobilität scheitert momentan u.a. fehlenden Ladestationen vor Mehrfamilienhäusern oder dahinter in klassischen Garagenhöfen des Ruhrgebiets oder gar in modernen Tiefgaragen. Die nötigen Stromstärken sind dort nicht vorhanden, damit im Zweifel nicht die Lichter ausgehen, wenn mehrere E-Autos gleichzeitig an die Steckdosen gehen. Eigentümergemeinschaften können sich nicht darauf verständigen, entsprechende Gemeinschaftsinvestitionen zu finanzieren. Stadtwerken und Stromkonzernen scheint die Kreativität zu fehlen, leistungsstarke Ladeleitungen vorzufinanzieren. Wohnungskonzerne, wie etwa Vonovia oder Vivawest, warten offenbar auf den Tag, da genügend E-Fahrer bei ihnen nachfragen. E-Interessenten warten derweil darauf, dass Wohnungsvermieter abgesicherte Ladesteckdosen installieren.

Konzernen fehlt E-Phantasie

Stillstand ist das Ergebnis dieses „Henne-Ei-Spiels“. Der VW-Konzern z.B. will nun aber möglichst bald nur noch Elektroautos verkaufen. Daimler und BMW stehen ähnlich unter Strom. Der E-Aufschwung kann indessen schwerlich gelingen, wenn es für willige Käufer keine praktikablen und zuverlässigen Strom-Tanken gibt. Oberdrein sind es mitunter dieselben Auto-Fans, die vehement gegen Stromleitungen oder gar gegen Kraftwerke zu Felde ziehen.

Mancher macht sich schon Sorgen, wie eines Tages der viele Strom für viele E-Autos aus den Steckdosen kommen soll. Atomkraftwerke und Kohlekraftwerke werden nach dem Willen des Volkes im deutschen Autoland schon bald abgeschaltet. Die Aktie des Atom- und Kohlestromproduzenten RWE zählt in den jüngsten Jahren dennoch zu den zehn besten Papieren für Anleger: 50 Prozent Plus in drei Jahren. Mit Daimler und BMW haben Fondssparer und  Aktienanleger in derselben Zeit Geld verloren. Für Papiere des Abgas-„Betrügers“ VW bezahlen Anleger heute reichlich 30 Prozent mehr als vor drei Jahren. So verrückt ist Börse. BP-Eigner, darunter auch Fonds deutscher Sparer, büßen noch heute für das wochenlange Umweltdesaster im Golf von Mexico im Jahr 2010; 20 Prozent Minus in neun Jahren. http://index.finanztreff.de/indizes_einzelwerte.htn?i=8987458

Bundesliga Aktien: abgehängt von Fernost

Obendrein gibt es ein neues Problem: Immer mehr Anleger wollen ihr Geld nicht mehr in Papieren klimakillender Gesellschaften angelegt wissen. Für die Gesellschaften ist diese Veränderung des Anlageklimas kein kleines Problem. Mit ein paar Stromtankstellen bei ARAL ist das Problem keineswegs gelöst. ARAL probiert schon, seine Raffinerien umzubauen auf Wasserstoff-Gewinnung. Linde kann Wasserstoff. RWE übernimmt riesige Windparks von Eon. Derweil scheint die deutsche Autoindustrie Wasserstoff den Hyundai’s und Toyota’s zu überlassen. Und die Chinesen von BYD iefern für ihre Elektroautos schon kabellose Ladestationen. Das macht die Stromsache in engen Wohnstädten erheblich weniger kompliziert.