Japan und USA sind viel höher als Griechenland verschuldet. Die Zinsen für Anleihen von Japan und den USA sind jedoch keineswegs strukturell höher. Die Wirtschaftsbedingungen sind dort keineswegs besonders schlecht. Übertragen auf Europa könnte das bedeuten: Sparregeln lockern! Griechenland retten! Sparer und Steuerzahler vor Verlusten bewahren! Dann wäre die Gesamtrendite vielleicht besser.

Kurse steigen wieder

Der Kurs der 4%-Frankreich-Anleihe bis 2038 ist seit Anfang Juli 2015 wieder von 133% auf 139% hochgekauft worden; ISIN: FR0010371401. Im April hatten Anleger noch den Rekordkurs von fast 168% für diese Anleihe bezahlt. Sie mussten dann erleben, wie andere Anleger immer niedrigere Kurse in Kauf nahmen, bloß um diese Anleihe verkaufen zu können. Für andere Anleihen gab es ebenfalls niedrigere Kurse. Ein Kursverlust von 30%punkten in drei Monaten ist ein Desaster für Anleihen; zumal für Anleihen von Staaten, die – so wie Frankreich – noch mit vergleichsweise gutem „A“-Rating beurteilt werden – ähnlich sicher wie deutsche Bundesanleihen. Bundesanleihen und anderen Staatsanleihen sind freilich ebenfalls zu sinkenden Kursen verkauft worden, ehe Anleger sich jetzt wieder Mut für Käufe fassten: Kommt kein Grexit, kommt auch kein Frexit, gibt es keine Megaverluste mit Anleihen und Investmentfonds für Anleihen.

Erst Grexit, dann Frexit?

Hintergrund des Kurssturzes von Staatsanleihen war nicht zuletzt das Ringen um Griechenlands Finanzen. Muss Griechenland aus dem Euro raus, wird dereinst dieselbe Härte gegen Frankreich angewendet werden müssen. Wird jedoch eine Rettungsregelung für Griechenland gefunden, wird Frankreich sich eines Tages auf diese Regelung berufen können. Genauso könnten sich Italien, Spanien, Portugal oder andere Kandidaten auf die Ausnahme von den berüchtigten Maastricht-Regeln berufen, auf welche sich die „Sparkommissare“ aus Deutschland und den anderen Hardliner-Staaten letztlich noch berufen, wenn es um die Vermeidung des Grexit geht.

Hohe Schulden, niedrige Renditen

Die Maastricht-Regeln sind kein Naturgesetz. Sie wurden in den 1990er-Jahren vereinbart, um die Einführung des Euro vorzubereiten. Der Euro sollte genauso hart gemacht werden wie die vorbildliche Deutsche Mark. Die Kaufkraft der Mark sank seinerzeit mit einer Jahresrate von etwa 5%, gemeinhin „Inflationsrate“ genannt. Für Bundesanleihen gab es zeitweilig zweistellige Renditen; wohlgemerkt, links vor dem Komma. Der hohe Zins sollte unter der Führung der unerbittlichen Deutschen Bundesbank verhindern, dass die Inflation weiter ansteigen würde.

0,6% Rendite für über Jahre

Die Maastricht-Regeln sind ein politischer Kompromiss. Deutschland war eines der ersten Länder, das gegen diese Regeln verstieß. Deutschland ist heute noch höher verschuldet als „Maastricht“ es erlaubt. Erst recht sind Japan und die USA höher verschuldet. Und bezahlen ähnlich minimale Zinsen wie Deutschland für ihre immer neuen, zusätzlichen Staatsanleihen. In Japan gibt es Minizinsen seit mehr als einem Jahrzehnt. Mehrere Generationen von Politikern haben mit Maxi-Schulden versucht, die japanische Wirtschaftsflaute zu stoppen; besonders der aktuelle Ministerpräsident Shinzo Abe. Dennoch sind die Zinsen so gesunken, dass der japanische Finanzminister faktisch sogar Geld dafür gezahlt bekommt, dass er noch mehr Schulden macht. Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble war zwischenzeitlich genauso gut gestellt. In den USA sind die Renditen auch nicht gestiegen, seit die Notenbank FED aufgehört hat, in Milliarden-Mengen Staatsanleihen anzukaufen und die Schulden-Regierung von Präsident Obama auf diese Weise zahlungsfähig zu halten.

Sparen wirkt schädlich

Wenn hohe Schulden faktisch mit niedrigen Zinsen belohnt werden, warum sollen sich Schuldenländer, wie Griechenland, dann unter Sparstress setzen und deren Bürger in die Arbeitslosigkeit schicken? Mit dieser Argumentation könnte Griechenland im Euro bleiben. Frankreich müsste sich keine Schuldensorgen machen. Die Zinsen für Anleihen blieben niedrig.