Jetzt geht’s an die Reserven. Ölscheichs müssen Wertpapiere verkaufen. Doch wer kauft die Papiere?
So schön der niedrige Ölpreis für Autofahrer und Heizungskeller ist, so hässlich ist das billige Öl für die Finanzen und für vieles mehr. Als der Ölpreis hoch war, schwappten die Überschüsse regelmäßig in die Schatztruhen der Scheichs: Deutsche Bundesanleihen, amerikanische Treasuries oder auch britische Guilts liegen Milliarden-schwer in diesen Truhen. Und Aktien.
Als die Bundeskanzlerin ihrem damaligen Freund Josef Ackermann anbot, die Deutsche Bank mit deutschem Staatsgeld zu stützen, da wollte sich der liebe „Jo“ nicht schämen. Er hätte einräumen müssen, die Deutsche Bank sei unter seiner Ägide so schwach geworden, dass sie Staatsgeld brauchte. Ackermanns Nachfahren im Vorstand mussten dann die Folgen der Ackermann’schen Zocker-Ära ausbaden: Sie mussten im besonders umstrittenen Scheichtum Katar betteln gehen: um Aktienkapital. Das ist nur die symbolhafte Spitze des Eisbergs. Sehr hohe Anteile führender deutscher Firmen befinden sich längst in ausländischen Händen. Wie und wie viele Petro-Dollar dahinter stecken, das ist im Detail gar nicht öffentlich bekannt. Und wie lange sie noch dahinter stecken; das ist erst recht nicht bekannt.
Jetzt müssen Petro-Dollar locker gemacht werden. Je länger Benzin und Diesel so billig bleiben, desto bedrohlicher wird die Lawine, die aus der Börse rollt. Dann folgen Geschäfte, die nicht mehr stattfinden: Luxusautos, Industrieprodukte, Bauaufträge usw. Überall droht Minus. Und noch mehr. Der ganze Nahe Osten ist feindlich, freundlich und religiös verstrickt. „Der Westen“ ist auf allen Seiten irgendwie dabei. Russland ist Freund und Feind zugleich. Und mit Wertpapieren „gewinnt“ dieser Weltkrieg eine weitere Dimension; womöglich eine negative. Börse, wie es wirklich läuft!
von Martin Beier, vereidigter Sachverständiger für Wertpapieranlagen, Düsseldorf, 15.1.2016