Nicht weniger als 300.000 Anleger des Immobilienfonds „Grundbesitz Europa“ würden Teile des Olympia-Parks in London kaufen. Und das sei eine gute Sache, war jüngst in der Presse zu lesen. Der Fonds „Hausinvest“ habe schon in London investiert. Das habe sich mustergültig gelohnt. Die Realität sieht freilich anders aus.
Mitte Januar 2016 berechnete sich ein Anteil am Grundbesitz Europa auf gut 40 €. Mitte Januar 2008 war derselbe Anteil knapp 42 € wert. Nicht anders sieht es für 500.000 Anleger des Hausinvest aus. Aktuell ist der Anteil dieses Fonds etwas mehr als 41 € wert. Vor sieben Jahren waren es 43 €; wohlgemerkt: Es handelt sich um Immobilienfonds. Und da, wo diese Fonds investieren, sind Immobilien in den jüngsten Jahren tatsächlich gestiegen.
Darstellungen einschlägiger Informationsseiten vermitteln ein anderes Bild von den Fonds: Danach sieht es so aus, als sei der Anteil am Hausinvest seit Anfang 2009 von 34 € auf 41 € gestiegen. Für den Grundbesitz-Anteil weist z.B. „comdirect.de“ ab Januar 2008 einen Anstieg des Anteilwerts von reichlich 31 € auf jetzt reichlich 40 € aus.
Wie das möglich ist? Regelmäßig unterstellen diese Informationsseiten und die Fonds, die diese Seiten „füttern“, Anleger würden Ausschüttungen nicht z.B. für die Aufbesserung der Rente verwenden. Die Anleger würden vielmehr die „Ausschüttung“ im Fonds stehen lassen und zusätzliche Anteile dafür bekommen. „Performanceberechnung“ nennt man das beschönigende Verfahren, bei dem so weltfremde Ergebnisse herauskommen. Das ist vergleichbar so, als würde bei der Darstellung des Aktienkurses beispielsweise der Deutschen Bank jedes Jahr die Dividende rückwirkend bruchteilig abgezogen. Unter solchen Umständen sähe wahrscheinlich selbst das Bild dieser totalen Minus-Aktie positiv ist. Real steht die Deutsche Bank heute freilich so tief wie vor der Jahrtausendwende.
Warum der allgemeine Immobilienboom nicht auf die Anteile der internationalen Immobilienfonds durchschlägt? Das liegt an den Kosten der Währungsabsicherungen. Die Anleger des Hausinvest haben dafür in den jüngsten Jahren rund 300 Mio. € aus dem Fonds abgezogen bekommen. Das sind 600 € pro Anleger. Beim Grundbesitz Invest und einigen anderen Immo-Fonds sieht es ähnlich aus. Börse, wie es wirklich läuft! Mehr wissen?
von Martin Beier, vereidigter Sachverständiger für Wertpapieranlagen, Düsseldorf, 18.1.2016