Mehr als eine Millionen Anleger leiden: Die Aktie der Deutschen Bank steht heute so tief wie 1994. Das ist bitter für jenes Geldhaus, das einst für die Staatsbank von Wirtschaftswunder-Deutschland gehalten wurde. Die Leiden wären sogar noch größer, wenn die Bank nicht ihre eigenen Aktien kaufen würde; zum Nachteil für DWS-Fondssparer und anderen Anleger.

Mehr Aktien, keine Dividende

Für große und kleine Kunden verwaltet die Deutsche Bank etwa 750 Mrd. €. Wie viele Aktien der Deutschen Bank insgesamt mit diesem Geld gehalten werden; mit dieser Zahl wollten die Verantwortlichen schon vor Jahren nicht herausrücken. Wäre aber interessant zu wissen, wie weit Anlagenverwalter eine besondere Haltung zur Aktie ihres Arbeitgebers einnehmen. Wohlwissend, dass Deutsche-Bank-Aktien zumindest 2016 und 2017 keine Dividende bringen werden; und ebenso wohlwissend, dass die Anleger den Verwaltern Treuhandaufträge geben. Anleger vertrauen darauf, dass die Verwalter sich bei ihren Entscheidungen nur vom Interesse der Kunden leiten lassen. Das ist schwierig genug, wenn der Arbeitgeber Tausende Mitarbeiter entlassen muss.

Interessenkonflikt aufklären!

Die Leiden der Anleger begannen vor bald zehn Jahren. 2007 war die Deutsche-Bank-Aktie mehr als 100 € wert. Wer erst heute verkauft, bekommt nicht mal mehr 20 € dafür. Der DWS-Deutschland-Aktienfonds z.B. hat – ausweislich des jüngsten Rechenschaftsberichts – zuletzt 3,1 Mio. Stück Deutsche-Bank-Aktien verkauft. In dem entsprechenden Berichtsjahr hat der Manager gleichzeitig aber auch 3,8 Mio. Aktien seines Arbeitgebers gekauft. Der Bestand wuchs dadurch auf 5,4 Mio. Stück. DWS-Deutschland ist nur einer von 101 DWS-Aktienfonds. Anleger vertrauen darauf, dass deren Verwalter kein Geld in Minus-Aktien stecken, wie etwa Aktien der Deutschen Bank. In mindestens 25 dieser 101 DWS-Aktienfonds können die Verwalter grundsätzlich etwas für das Börsen-Ansehen ihres Arbeitgebers tun, indem sie den Bestand an Deutsche-Bank-Aktien aufstocken. Dass sie dabei ggfs. die Interessen ihrer Kunden verletzen, das ist die andere Seite dieses Interessenkonflikts. Börse, wie es wirklich läuft! Mehr wissen?

von Martin Beier, vereidigter Sachverständiger für Wertpapieranlagen, Düsseldorf, 19.1.2016