Das soll vielfach das Erfolgsrezept sein: die Einführung von Aktien an der Börse! Aktuell träumen nicht nur die „Scheinriesen des Stroms“, nämlich RWE und Eon, davon sondern auch die Deutsche Bahn. Sie will durch Aktienverkäufe ihre Schulden senken. Investmentfonds sollen die Papiere kaufen – mit dem Geld argloser Anleger dieser Fonds. Diese Anleger wissen gar nicht, was ihnen bei dieser Art „Börsensozialismus“ alles angedreht wird.

Stellen Sie sich nur mal vor, wie tief die Bahn-Aktie heute stünde, sofern vor Jahren der Börsengang gelungen wäre. Die meisten Sparer stellen sich das nicht vor. Sie glauben, sie wären ohnehin nicht betroffen. Wären sie doch. Die Verlust-Papiere würden in zahllosen Investmentfonds liegen, in Versicherungspolicen und sonstigen indirekten Sammelanlagen. Die Verlust-Aktien würden Anteilwerte von Fonds nach unten ziehen. Millionen Anleger würde das ärgern, ohne dass sie im Detail den Grund für ihren Ärger erführen.

So wird es vermutlich auch sein, wenn die Bahn AG Aktien ihrer Tochterfirma Arriva an der Börse verkauft, oder Anteile von Schenker. Fonds machen brav bei diesem Börsensozialismus mit. Anleger werden durch die Zwischenschaltung der Fonds entmündigt.

Kein Mensch würde Aktien der Londoner Doppeldeckerbusse kaufen. Die fahren aber für die Deutsche Bahn und deren Tochterfirma Arriva. Über die Zwischenschaltung der Fonds werden Anleger die Londoner Bus-Aktien jedoch aufgedrückt bekommen, sofern der Börsengang gelingt. So war es z.B. auch mit Aktien der Deutschen Post. Die sind 15 Jahre nach der Börseneinführung immer noch nicht mehr wert als damals bei der Neuemission. Oder Infineon. Diese Aktien hat Siemens vor 16 Jahren unter Mithilfe von Banken zu 34 Euro in Fonds gedrückt. Infineon-Aktien steigen nun seit fünf Jahren; auf zuletzt kaum mehr als 10 €!

Aktien werden nicht an die Börse gebracht, um künftigen Reichtum mit wildfremden Anlegern zu teilen! Aktien kommen an die Börse, um Risiken auf Anleger umzuverteilen; am besten auf Anleger, die das im Rahmen des Börsensozialismus nicht direkt merken. Börse, wie es wirklich läuft!

von Martin Beier, vereidigter Sachverständiger für Wertpapieranlagen, Düsseldorf, 14.1.2016