Millionen ganz normale Sparer hängen mit drin im Dividenden-Fluch, so wie z.B. bei der Lufthansa; foto mb

Dividenden sind in Corona-Zeiten ein besonderer Aufreger in „Deutschland einig Sparerland“. Die Aufregung betrifft den „Fluch der Dividenden“. Diesen Fluch haben die Deutschen bis heute nicht überwinden können, obwohl sie seit Jahren Milliarden-Summen in Aktien, in ETF-Fonds einzahlen und damit massiv auf Dividenden setzen.

Betroffen sind faktisch Alle: kleine und große Sparer, Anleger, Versicherte, Rentner, Beamte und selbst Politiker, Unternehmen und Behörden, sogar ausländische Staatsbanken. Die Deutsche Bundesbank berichtet, wie sie mehrere Bundesländer bei deren Aktienanlagen! unterstützt. Die Sicherheit der Pension von Kanzlerin Merkel hängt auch an Aktien-Dividenden.

Sparer und Anleger sind alle betroffen

Der Fluch der Dividenden liegt über dem gesamten deutschen Land. Der deutsche Dividenden-Fluch liegt genauso über vielen  anderen Ländern, deren Bürger und Institutionen seit Jahrzehnten deutsche Aktien kaufen; so viele, dass die meisten deutschen Spitzenaktien längst in ausländischen Händen liegen. Deutsche Konzerne sind bekanntlich längst aufgekauft, z.B. auch von ETF und anderen Fonds amerikanischer Großverwalter. Deren Fonds-Anteile sind vielfach auch bei deutschen Sparern und Anleger beliebt.

Als die Ansprüche auf die deutsche Staatsrente vor Jahren gekürzt wurden, kam immer der Rat: Selber vorsorgen! z.B. mit Aktien. Die brächten jedes Jahr 6 bis 7 Prozent positive Verzinsung gemessen am Deutschen Aktienindex DAX. Diesen Rat haben viele Sparer tatsächlich befolgt: Sie zahlen jeden Monat brav in Aktien-ETF und andere Dividenden-Fonds ein. Nur: Dieser DAX-Performanceindex ist in besonderem Maße dem Fluch der Dividenden ausgesetzt. Allein die automatische Einrechnung der Dividenden lässt diesen DAX steigen: D.h: keine Dividenden, keine DAX-Steigerungen.

Die Auswirkungen des Dividenden-Fluchs sind fatal: Der von vielen Beobachter als „echter“ DAX bezeichnete DAX-Kursindex wird Mitte Mai 2020 auf 4.800 Punkte ausgerechnet; und zwar aus den  Kursen derselben Aktien, aus denen der DAX-Performanceindex ausgerechnet wird. Der Performanceindex wird Mitte Mai 2020 auf 10.900 Punkte ausgerechnet. Die Differenz resultiert allein aus Dividenden.

DAX-Illusion „lebt“ von Dividenden

Die erstaunliche Differenz zwischen Kursen und Performance resultiert ferner daraus, dass bei der Berechnung des Performanceindex – völlig realitätsfremd – unterstellt wird, Sparer und Anleger würden automatisch sämtliche Dividenden sofort in zusätzliche Aktien stecken – und zwar sogar bruchteilig, wenn die Dividende nicht für eine volle Aktie reicht. Der DAX-Berechnungsmodus ist sogar so programmiert, dass Sparer und Anleger zusätzlich Dividendensteuern anlegen, die sie bei Dividendenauszahlungen gar nicht ausgezahlt bekommen. Diese illusionär beschönigende Berechnung wird praktisch nur in Deutschland als Basis für die allgemeine Kommunikation über Börse, Aktien und Dividenden verwendet; z.B. von ARD und ZDF oder auch vom Handelsblatt und anderen Medien.

Sparer und Anleger erleben seit mindestens zwei Jahrzehnten eine ganz andere Aktien- und Börsen-Realität: Der echte DAX, der Kursindex, steht Mitte Mai 2020 schlimme 25 Prozent tiefer als im März 2000! Den DAX-Performanceindex rechnet der Computer derweil im Mai 2020 noch um 35 Prozent höher aus als vor 20 Jahren; und das, obwohl die Kurse 2020 von Februar bis Mai um fast 25 Prozent gefallen sind.

Inzwischen haben Adidas und Deutsche Lufthansa Dividenden nicht gezahlt, die eigentlich – wie üblich – nachträglich in 2020 für das noch coronafreie Jahr 2019 hätten gezahlt werden sollen. Reihenweise werden die Konzerne nun ihre eigentlich 2021 fälligen Dividenden-Zahlungen für 2020 zumindest kürzen oder gar ganz streichen. Der politische Druck spielt dabei eine wichtige Rolle: „Wer z.B. Absatzprämien für Autos fordert, der darf keine Dividende zahlen!“

Fluch der Dividenden und Null-Zinsen

Auch das macht den Fluch der Dividenden so absurd: Die Prämien für Autokäufer sollen vom Sparer kommen – in seiner Rolle als Steuerzahler. Dividenden bekommt der Sparer in seiner Form als Anleger, sofern denn Dividenden gezahlt – und nicht verflucht werden. Und „DER Sparer“; das sind insoweit Millionen Bürger, die schon seit Jahren keine Zinsen mehr bekommen, weil die Deutsche Bundesbank – teilweise verfassungswidrig – praktisch die Zinsen sreicht. Das sind ferner dieselben Sparer, die wegen Null-Zinsen viel weniger aus Lebens- und Rentenversicherungen herausbekommen, als sie erwarten durften. Das sozialkritische Dividenden- und Aktien-Bashing geht also voll an den sozialen Verhältnissen vorbei.