Erst verschwanden solche Kassen, dann die Zinsen. In der Zinskrise muss Sparern geholfen werden. foto mb 

Bundesanleihen sind besser als deutsche Aktien: Für deutsche Verhältnisse ist das nicht überraschend. Anleger büßen nicht nur für miese Aktien. Sparer werden mit Null Zinsen bestraft. Für Finanzminister Olaf Scholz wäre es ein Leichtes, 2 % Zinsen für neue Bundesanleihen zu bewilligen. Mit einem neuen Sozial-Vorzug wäre Sparern in der aktuellen Zinskrise geholfen.

Der REX-Kursindex misst den Erfolg der Sparer und Anleger mit Bundesanleihen und anderen öffentlichen deutschen Anleihen. Im Sommer des Jahres 2020 berechnet die Deutsche Börse AG diesen Index auf 145 Punkte. Vor 20 Jahren waren es 100 Punkte. Ein Plus von 45 Punkten in 20 Jahren mag nicht viel sein. Durchschnittlich 1,88 % Plus sind das pro Jahr; wohlgemerkt: ohne Einrechnung der Zinszahlungen. Zur Erinnerung: Im Jahr 2000 gab es noch 5 % Zinsen. Bis 2015 sanken die Zinsen auf 0 % und später sogar ins Minus. Zum Vergleich: Der entscheidende Deutsche Aktienkursindex DAX-Kurs (ohne Dividenden) steht im Sommer 2020 vergleichbar gerechnet noch immer bei 100 wie im Sommer 2000. Da ist nichts gestiegen. Andere Angaben sind schön gerechnete Illusionen.

Schön gerechnete Geldanlage-Illusionen

Die Corona-Pandemie und der Wirecard-Skandal haben Anleger veranlasst, Aktien sogar zu stark sinkenden Kursen zu verkaufen. Nur zehn der 30 angeblich besten deutschen Aktien werden zur Jahresmitte 2020 mit höheren Kursen bezahlt als zu Jahresbeginn 2020. Spitzenreiter ist ausgerechnet die Deutsche Bank. Die einst so ambitionierte Bank kämpft freilich mit existenziellen Problemen. Aktien der Wohnungskonzerne Vonovia und Deutsche Wohnen werden ebenfalls mit höheren Kursen bezahlt. Aber: Diese angeblichen „Miethaie“ stehen in heftiger Kritik. Das gleiche gilt für den Braunkohleverstromer RWE und die ungeliebte Deutsche Telekom. Vor 20 Jahren hatten Millionen Sparer auf die Öffentliche Hand vertraut. Sie fielen auf völlig überteuerte T-Aktien herein. Diesen und weitere Aktienschocks haben deutsche Sparer bis heute nicht vergessen. Im Wirecard-Skandal müssen sie nun lernen: Auch heute können sie sich nicht auf Kontroll-Instanzen verlassen.

Null Zinsen sind null sozial

Nun kommt es noch schlimmer: Viele normale Fonds sowie ETF genannte andere Fonds, in welche  Sparer regelmäßig einzahlen, sehen sich mehr als eigene Profit-Center denn als Dienstleister für die Sparer-Kunden. Die Ergebnisse sind entsprechend dürftig.

Sparer könnten 2 % Zinsen bekommen

Obendrein sind die guten Zeiten mit Bundesanleihen vorbei: Finanzminister  Scholz vergisst jede sozialpolitische Überzeugung: Er bewilligt nicht ein einziges Prozent Zins für neue Anleihen, die er herausgeben lässt. Natürlich könnte der Minister z.B. 2 % Zinsen bewilligen und die Ausgabe der Anleihen mit einem Sozialvorzug verbinden. Dann könnten die Papiere beim „kleinen Sparer“ landen. Sie könnten dem Sparer Hoffnung machen, dass ihm jemand aus der Zinskrise hilft. Dass Sparer jetzt schon fast fünf Jahre lang mit Null Zinsen bestraft werden, das ist nicht nur eine Krise. Das ist ein ausgemachter Skandal. Er betrifft wahrlich nicht nur die berüchtigten Reichen. Dieser Skandal hat eine schwere soziale Schlagseite: Der „kleinen Mann“ oder die geradezu sprichwörtliche Krankenschwester sind massiv betroffen vom Null-Zins-Skandal.

Finanzminister Scholz muss handeln

Man darf gespannt sein, was dem Finanzminister nun einfallen wird, wie er die Mega-Milliarden zusammen bringen will, die an Corona-Opfer verteilt werden. Diese Milliarden werden nicht etwa aus der berühmten Öffentlichen Hand herausgezaubert. Das sind in Wahrheit Steuergelder und Sparergelder der Bürger, ihrer Kinder und Kindeskinder; ganz gleich, ob und wie sie von Corona betroffen sind. Vom Null-Zins-Skandal sind sie alle betroffen.