Deutschlands Sparer hätten zu viel Geld auf der hohen Kante, sagt die Europäische Zentralbank EZB. Die Sparer trügen auf diese Weise selbst Schuld für die aktuelle Zinsflaute. Die Sparer müssten sich sogar auf Strafzinsen oder Strafgebühren einstellen, sofern sie ihr Geld nicht ausgeben oder anders anlegen; z.B. in Aktien, so lautet dieser drohende „Zentralbank-Rat“; ein fataler Rat!

Zu viel Geld auf dem Konto!

Sparer mit „zu viel“ Geld auf dem Konto; das sind in der Regel jene Verbraucher, die im Wesentlichen „alles“ haben. Sie wollen nicht gezwungen werden, mehr auszugeben. Verbraucher, die – grob verallgemeinert – nicht „alles“ haben; die haben auch nicht zu viel Geld auf der hohen Kante. Diese Verbraucher  können gar nicht mehr ausgeben und so auch nicht für den Aufschwung sorgen, den die EZB-Banker geradezu krampfhaft durch Senkung der Leitzinsen und Erhöhung der Strafzinsen anschieben wollen.

Null Zinsen – null Aufschwung

Anstatt den Aufschwung anzuschieben, schieben die Zentralbanker den Abschwung an, die berüchtigte Deflation, die sie vorgeblich vermeiden wollen: Der Preis für Geld, das ist der Zins. Und wenn der Preis Null ist oder gar Minus, dann ist das Geld nichts wert. Das macht Angst. Das macht Deflation.

Nicht mal 50 € pro Tag

Deflation ist im Übrigen bei den Renten längst da. Wer mehr als 40 Jahre lang gut verdient und gut eingezahlt hat, der zählt zu jenen 10 % der Rentenempfänger, die 50 bis 60 € Rente pro Tag bekommen. 90 % der Kunden der staatlichen Deutschen Rentenversicherung bekommen nicht mal 50 € pro Tag. Davon müssen dann Mieten bezahlt werden oder Grundsteuern. Ab und zu braucht es ein paar neue Schuhe, ’ne neue Hose oder z.B.  ’n neues Kleid. Wer diese Altersarmut vermeiden will, der darf gerade nicht dem fatalen Rat der hoch dotierten Zentralbanker folgen. Er darf nicht mehr Geld ausgeben. Er muss mehr sparen. Weil es ja faktisch keine Zinsen mehr gibt; auf dem Sparkonto nicht und auch nicht bei der Lebensversicherung. Deflation ist also gar nicht zu vermeiden. Die EZB kann die Lage durch ihre angeblichen Anti-Deflationsmaßnahmen nur noch verschlimmern.

Bittere Erfahrungen

Die Japaner haben bereits seit Jahrzehnten Null-Zinsen und viel Deflation. Die Japaner haben vor 25 Jahren weithin auf den Alternativrat vertraut; auf Aktien: 1989 wurde ihr Aktienindex auf fast 39.000 Punkte berechnet. Derselbe Nikkei-Index hat sich zuletzt von 9.000 auf 19.000 Punkte erholt. Der vergleichbar gerechnete Deutsche Aktienkurs-Index (WKN: 846.744) steht 16 Jahre nach den Jubelkursen des Jahres 2000 heute um 1.000 Punkte tiefer. Alles Andere ist rechnerische Schönfärberei. Sparen und anlegen, wie es wirklich läuft! Mehr wissen?

von Martin Beier, vereidigter Sachverständiger für Wertpapieranlagen, Düsseldorf, 22.3.2016