Gerechtigkeit

 

 

WestLB: Der ewige Skandal, Teil 3:

Der Skandal, von dem NRW’s Steuer-Mann, Finanzminister Walter-Borjans, nichts wissen will; dieser Skandal wurde vor 20 Jahren publik: 1996 nahm die Steuerfahndung Köln strafrechtliche Ermittlungen gegen die WestLB auf; gegen die angeblich hoch seriöse und weltweit besonders ambitionierte Westdeutsche Landesbank. Wohlgemerkt, das waren nicht die Fahnder aus der Landeshauptstadt Düsseldorf, dem Sitz der Landesbank. Das waren Fahnder aus Köln.

Landesbank hat Land betrogen

Grund für die staatsanwaltlichen Ermittlungen gegen die eigentlich unantastbare Landesbank war, dass Hubert Beckmann, leitender Direktor der WestLB, in der Niederlassung Köln offenbar ein umfangreiches Steuervermeidungsmodell für Kunden betreiben ließ. Dass sich Beckmanns Machenschaften letztlich gegen den Eigentümer des Landesbank richteten, nämlich gegen das Land NRW, das interessierte in der Zentrale der Landesbank scheinbar  niemanden. Drei Jahre ermittelten dann die Kölner Fahnder, bis sie dem WestLB-Vorstand im Februar 1999 den verheerenden geheimen Abschlussbericht vorgelegten. Der Vorstand unter der Führung von Friedel Neuber beschloss, das Privatkundengeschäft zu schließen.

Landverschickung für Direktor

Wegen groß dimensionierter Beihilfe zur Steuerhinterziehung musste WestLB-Chef Neuber 300.000 DM Strafe zahlen. Neubers Bank war – nach allgemeiner Einschätzung – mit 17 Millionen DM noch gut bedient; als Strafe für die Milliarden, die Direktor Beckmanns Leute für Kunden außer Landes geschafft hatten, damit die Kunden keine Steuern an das Land zahlen mussten. Den Milliarden-Exodus ermöglichten die WestLB-Experten z.B. mit Inhaberschuldverschreibungen, welche Direktor Beckmann regelmäßig für die WestLB ausgeben ließ – z.B. auch in effektiv ausgedruckten Urkunden. Als die verheerenden Ergebnisse der staatsanwaltlichen Ermittlungen sich intern bereits abzeichneten, wurde der eigentlich zu höherem berufene Beckmann 1998 nach Ostsachsen verabschiedet. Der Landesbankdirektor wurde zum Vorstand der Ostsächsischen Sparkasse „befördert“. Beckmanns Ausführungsorgan, der Kölner Anlagechef Direktor Richter, war schon 1992 entsorgt worden. Er wurde wegen einschlägiger Tätigkeiten verurteilt, die er als Landesbanker ausgeführt hatte. Georg Richter ist tot.

Entscheidende Schuldverschreibungen

Bis zu seinem Abschied nach Ostsachsen hatte Zentraldirektor Beckmann in den Jahren 1988 bis 1998 nicht nur das steueroptimierende Anlagegeschäft mit Privatkunden verantwortet. Er war auch Chef der wichtigen Emissions-Abteilung. Die WestLB musste für die Finanzierung ihrer vielfältigen Geschäfte ständig Käufer für ihre Inhaberschuldverschreibungen finden. Außerdem sorgte die Emissions-Abteilung dafür, dass Unternehmen aus aller Welt Anleihen an deutsche Anleger verkaufen konnten, z.B. auch die exotische Suminoe Textile Company aus Japan.

Stalingrad überlebt, von WestLB ruiniert

Für das Emissions-Geschäft war es sehr praktisch, dass die 1989 bereits betagte Kundin, die Mutter der Kölner Erbin, grenzenloses Vertrauen in die staatliche Landesbank hatte sowie in deren angeblich feinen Direktor Richter. Richter legte dieser Mutter nicht nur Inhaberschuldverschreibungen seines Arbeitgebers sondern auch die Optionsanleihe der Suminoe Textile Company ins Depot. Fragen musste Richter für solche Anschaffungen nicht. Er buchte vom Festgeld der Mutter ab. Eine Vollmacht hatte Direktor Richter nicht. Er hatte nur das grenzenlose Vertrauen der Witwe des 1975 verstorbenen Stalingrad-Überlebenden EB. Und Portigon, eine der Restbanken der WestLB, hat heute noch das Geld der Mutter und der Erbin.

Genussscheine der Allianz-Versicherung

Direktor Richter, ein Jagdfreund des 2004 verstorbenen WestLB-Chefs Neuber, fragte auch nicht, bevor er im Frühjahr 1989 Weisungen in die Zentrale nach Düsseldorf durchgab: Sämtliche Wertpapiere aus dem gerade erst angelegten normalen, steuerehrlichen inländischen Streifbanddepot der Mutter sollten nach Köln geschafft werden – und zwar die effektiven Urkunden. Das befahl Niederlassungsdirektor Richter der Zentrale. Dicke Wertpakete mit WestLB-Inhaberschuldverschreibungen, mit den Stücken der Suminoe-Optionsanleihe, ferner mit Genussscheine der Allianz-Versicherung oder z.B. mit Aktien der Philips Glühlampenfabrik wurden daraufhin nach Köln geschickt. Was dann passierte und wie die Landesbank die Erbin ruinierte? Warten Sie auf Teil 4 und die weiteren Teile der Serie „WestLB: Der ewige Skandal“.