Er würde sich schämen, wenn er Staatsgeld zur Stützung der Deutschen Bank annehmen würde. Das hatte Josef Ackermann, schweizerischer Chef der Deutschen Bank, im Oktober 2008 zum Besten gegeben. Heute ist ausgerechnet das umstrittene Scheichtum Qatar größter Aktionär der Deutschen Bank.
Tiefer als vor 25 Jahren
Die Aktie der Deutschen Bank war 2008 an der Börse so tief abgestürzt, wie sie seit den 1990er Jahren nicht mehr gestanden hatte. Chef Ackermann und Kanzlerin Merkel hatten im Sommer 2007 die IKB, Deutsche Industriebank, vor der Pleite retten müssen. Im Februar 2008 ließ Angela Merkel Ackermann‘s 60jähriges im Kanzleramt feiern. Sieben Monate später waren die Lehman Brothers pleite. In diesen sieben Monaten hatte sich der Aktienkurs der Deutschen Bank halbiert.
Qatar rettet Pension der Kanzlerin
Die Kanzlerin bot an, nach der Commerzbank auch die Deutsche Bank mit bundesdeutschem Staatsgeld zu stützen. Das Angebot kam mit Bedacht: Das Geld für die Pension der Kanzlerin und die Altersversorgung von Millionen Beamten und Nicht-Beamten liegt z.B. auch in Aktien der Deutschen Bank. Der Bedacht war begründet. 2016 sind die Aktien der Deutschen Bank sogar noch viel weniger wert als 2008. Auf den Schweizer Ackermann folgte 2012 der Inder Anshu Jain an der Spitze der Deutschen Bank. Er musste in Qatar vorstellig werden, um – in der Tendenz – auch Pension der Kanzlerin zu retten.
Deutschland auf verlorenem Posten
Inzwischen ist der Engländer John Cryan Chef der Deutschen Bank. Er kämpft gegen den überstaatlichen EZB-Chef Mario Draghi. Mit Billigung aus dem Kanzleramt versucht der Italiener Draghi mit Minuszinsen z.B. Griechenland und Spanien aus der Wirtschaftskrise zu retten. Kanzlerin Merkel muss mitretten – und dabei faktisch die Deutsche Bank opfern. Axel Weidmann, der Chef der Deutschen Bundesbank und zuvor Berater der Kanzlerin, kämpft im Rat der Europäischen Zentralbank auf verlorenem Posten. Er kann nicht verhindern, dass die EZB-Räte aus den anderen Ländern wissentlich die Schwächung von Sparkassen, Volksbanken und anderen Banken, wie etwa der Deutschen Bank, in Kauf nehmen. Für die Räte ist diese Schwächung ein bitterer Kollateralschaden. Der Schaden ist unvermeidlich für die Rettung von Griechenland, Spanien und der übrigen EU-Südkurve.
Verstaatlichung 2.0
Absurd ist obendrein: Die EZB ist neben ihrer Aufgabe als Europäischer Zentral- und Notenbank auch für die Aufsicht über die Sicherheit der großen Banken zuständig; genau jener Banken, welche die EZB durch ihre Minuszinsen immer weiter schwächt. Am Ende wird Draghi‘s EZB gar nichts Anderes übrig bleiben: Sie wird Aktien der Deutschen Bank und anderer Unternehmen ankaufen müssen. Aktuell kauf die EZB schon für aberwitzige Summen Bundesanleihen und Unternehmensanleihen an. Die japanische Notenbank ist schon so weiert: Die Staatsbank kauft Anteile japanischer Fonds, in denen Aktien liegen. Verstaatlichung 2.0 nenne ich das. Börse, wie es wirklich läuft! Mehr erfahren? Von Martin Beier, Sachverständiger für Wertpapier-Anlagen.