Der ewige Skandal, Teil 4: WestLB-Eigner NRW feiert 2016 stolz sein 70-Jähriges. Für die frühere „Hülfskasse“ war ganz unfeierlich 2012 Schluss; nach 180 Jahren. Folgebank Portigon macht seither weiter, wo die WestLB aufgehört hat: mit Skandal.
Gewissenlose Gesellen müssen das gewesen sein: 15 Jahre nach den Feiern zum 150-Jährigen der einstigen „Landes-Hilfskasse“ im Jahr 1982 ermittelte die Staatsanwaltschaft gegen die Staatsbank. Die Ergebnisse der Ermittlungen waren verheerend. Lug und Betrug waren jedoch nach den Ermittlungen nicht vorbei: Als die Kölnerin KB 1999 beim lokalen WestLB-Direktor Dr. Dietmar Bester nachfragte, ob die gerade ausgezahlten 40.000 DM Zinsen alles seien, was von den einst fast 600.000 DM ihrer Mutter B übriggeblieben sei, da antwortete Bester faktisch mit „Nein“. Das Kapital, für das die WestLB gerade Zinsen gezahlt hatte, sei im Ausland. Für Tochter KB begann der Nachforschungs-Horrer, den NRW-Finanzminister und Sozialdemokrat Dr. Norbert Walter-Borjans nicht wahr haben will. Der Portigon-Aufsichtsrat vertraut weiter den Lügen der Portigon-Rechtsanwälte.
Zinsen aus dem Nichts
Die WestLB zahlte am 4.6.1999 an der Kasse der Kölner Niederlassung 40.000 DM Zinsen bar an Mutter B aus. Das konnte der örtliche Direktor Bester schlechterdings nicht bestreiten, als er Tage später brieflich bestätigte: Das offenkundig nicht ausgezahlte Wertpapier-Vermögen von Mutter B sei vorhanden; im Ausland. Rechtsanwalt Günter Roeseler aus der WestLB-Zentrale hinderte das freilich nicht daran, 2006 auf Nachforschungen von Erbin KB brieflich zu antworten, bisherige Auskünfte über den Verbleib des Vermögens seien irrtümlich erfolgt. Das Vermögen von Mutter B sei doch nicht im Ausland. Vielmehr, so log Rechtsanwalt Roeseler, habe die WestLB die Wertpapiere 1989 in effektiven Stücken an Mutter B in Köln ausgegeben.
Lügen aus der Rechtsabteilung
Soweit WestLB-Prokurist Roeseler 2006 wahrheitsgemäß geantwortet hätte, soweit wären die 40.000 DM Zinsen, welche die WestLB am 4.6.1999 in Köln auszahlte, eine Schenkung gewesen. Angeblich war das Kapital ja seit 1989 nicht mehr in der Bank. Wieso aber zahlte die Landesbank dann 1999 freiwillig 40.000 DM Zinsen aus? Für Rechtsanwalt Roeseler kein Problem: Er log, die Auszahlung habe gar nicht stattgefunden. Auszahlungsbelege seien nicht mehr zu finden, lange bevor die Ausbewahrungsfrist abgelaufen war.
Falsche Bilanzen
Die Zinszahlung 1999 war nicht die einzige Auszahlung, aus dem angeblich 1989 bereits vollständig ausgezahlten Vermögen: 1993 zeichnete WestLB-Direktor Rechtsanwalt Hubert Beckmann den Auszahlungsvorgang über 50.000 DM ab – mit seinem Kürzel „Beck“. Die Unterschrift des hohen Zentrale-Direktors war nötig, weil das Geld von Mutter B erst aus dem Vermögen der WestLB freigegeben werden musste. Dorthin war das Vermögen gelangt, als Köln-Direktor Georg Richter 1992 unehrenhaft aus der Bank ausscheiden musste.
Finanzminister mittendrin
Die Wertpapiere, welche Direktor Richter 1989 nach Köln beordert hatte, waren nicht in die Hände von Mutter B gelangt sondern in den Dienstsafe von Direktor Richter; Codenr: 4020. Als Richter dann 1992 plötzlich weg war, machte Zentrale-Direktor Beckmann nicht etwa reinen Tisch. Er ließ die Wertpapiere aus Dienstsafe vielmehr einfach ins angebliche Eigentum der Landesbank übergehen. Seither sind alle Bilanzen von WestLB und Portigon falsch. Dass Millionen-Erbin KB derweil seit Jahren von der Sozialhilfe leben muss, das gibt dem Skandal eine besondere, gar nicht sozialdemokratische Note. „Sozi“-Aufsichtsrat Walter-Borjans hängt voll mit drin. Das Finanzamt Köln schickte Mutter B 2003 nicht weniger als 14 Steuerbescheide für das Vermögen, das noch heute in Portigon liegt – einstweilen unzugänglich für Erbin KB. Wie Portigon und Minister Walter-Borjans sogar das Landesarchiv für den Skandal einspannen? Warten Sie auf Teil 5 und auf die weiteren Teile der Serie „WestLB: Der ewige Skandal“.