Sofern alles normal liefe, hätten Finanzminister Wolfgang Schäuble und Landeskassierer wie Norbert Walter-Borjans aus Düsseldorf sowie hunderte Stadtkämmerer Riesenprobleme: Bei den aktuellen Zinsen würde niemand ihnen auch nur eine einzige Bundesanleihe, Landesanleihe oder auch nur ein einziges Kommunalpapier abnehmen. Dann wäre nicht nur für Einwanderer kein Geld da sondern auch nicht für Einwohner.

Sparer würden nicht ärmer

Sofern alles normal liefe, müssten die Staatskassierer Zinsen bieten. Sparer würden durch ihr Sparen nicht ärmer, so wie aktuell. Sparkassen und Banken kämen nicht ins Wackeln. Versicherungen könnten halten, was sie versprechen.

Die Realität sieht bekanntlich anders aus. Die Europäische Zentralbank EZB will „noch mal schnell die (Wirtschaft)-Welt retten“, wie es so schön beim Sänger Benzko heißt; eine Welt, die – zumindest in Deutschland – momentan gar nicht gerettet werden muss.

Trost bringt die Einheitsrente

Die überstaatliche EZB gibt den Staatskassierern faktisch das Geld, das sie nicht bekämen, wenn alles normal liefe. Zinsen spielen bei dieser Art Selbstbedienung keine Rolle. Der normale Sparer auch nicht. Ihm winkt als Trostpflaster am Ende die Lebensleistungs-Einheitsrente aus der Staatskasse; bezahlt mit Geld aus der überstaatlichen EZB-Kasse. Die wird niemals leer.

Früher oder später droht dieses Kartenhaus einzustürzen: Die EZB darf nur bis zu einem Drittel aller Staatsanleihen eines Landes kaufen. Für Deutschland rückt diese Grenze schon in Sichtweite. Minister Schäuble macht einfach nicht mehr genug neue Schulden, sagt der Spötter. Ministerkollege Siegmar Gabriel ist schon um Abhilfe bemüht: Er will wieder mehr Schulden machen. Erst recht wollen das Italiener, Franzosen; im Grunde alle. Kostet ja nichts. Außer den Ärger des sparenden Bürgers und Wählers.

Noch mal schnell die Welt retten

Und dass normale, unstaatliche Banken ihrerseits statt normalen Krediten bald nicht mehr so viele Staatsanleihen kaufen dürfen, wie sie es momentan ohne jede Sicherung dürfen; oder dass Sparkassen in ihrer Art Selbstservice nicht mehr so viele Kredite an die hinter ihnen stehenden Eigentümer-Städte vergeben dürfen, wie sie es aktuell vergeben? Das wird niemand ernsthaft verlangen. Das brächte das Finanz-Kartenhaus vollends zum Einsturz. Und die EZB müsste wirklich noch schnell die Welt retten. Finanzen und Börse, wie es wirklich läuft. Mehr wissen?

von Martin Beier, vereidigter Sachverständiger für Wertpapier-Anlagen, Düsseldorf, 8. März 2016