Anleihen mit unbegrenzter Laufzeit! Darauf wird es am Ende hinauslaufen; nicht nur in Griechenland sondern letztlich auch in Deutschland. Wie es heute allgemein schon mit Staats-Anleihen läuft, das ist schließlich auch nichts Anderes als die Verewigung der Schulden. Zurückzahlen kann kein Staat seine Schulden, ohne sein Land in eine heftige Wirtschafts- und Beschäftigungskrise zu führen. Für junge Staatsbürger wären Staats-Aktien ein Segen.

Staatsanleihen werden zu Staatsaktien

Der Schuldenschnitt für Griechenland bzw. der Schnitt gegen die Geldgeber Griechenlands wird aller Voraussicht nach nicht kommen. Es wird schlimmer kommen: Die Griechen werden ihre Schulden nicht mal mehr teilweise zurückzahlen; auch nicht mit dem Teil, der nach einem Schuldenschnitt übrigbleiben würde. Die Griechen werden von den Nennwerten ihrer Anleihen gar nichts zurückzahlen. Sie wandeln ihre Papiere um in ewige Anleihen: Welcher Geldgeber dann sein Geld zurückhaben will, der muss faktisch an der Börse einen Käufer für die Papiere finden; zu welchem Kurs auch immer. Praktisch sind solche ewigen Staats-Anleihen nichts Anderes als Staats-Aktien. Ihr Wert richtet sich nach Angebot und Nachfrage und nach den Zinsen, die ewige Schuldner zahlen müssen und zahlen können.

Erfolgreich seit 1752

Die Briten haben Erfahrungen mit solchen ewigen Anleihen. 1752 haben sie ihre damaligen Staatsschulden in eine einzige „Consolidated-Stock“-Anleihe umgewandelt. Weil sie – genauso wie die Griechen heute – die Schulden nicht zurückzahlen konnten. Logisch verwenden die Briten für diese Anleihen mit unbegrenzter Laufzeit den Begriff „Stock“: Staats-Aktie. Ein Teil dieses im Laufe der Jahrhunderte immer weiter aufgestockten „Consols“ zahlt die britische Regierung aktuell zurück: 4% Zinsen, wie sie dafür „ewig“ gezahlt werden mussten, sind zu viel im Vergleich zu den heutigen Zinsverhältnissen.

Illusion verwandelt sich in Realität

Britische Staats-Anleihen werden allgemein als „Gilt-edged Stocks“ bezeichnet. Die Bezeichnung trägt der Realität Rechnung. Die Realität sieht so aus, dass fällige Anleihen immer wieder mit dem Geld aus neuen Anleihen zurückgezahlt werden. Faktisch werden Staatsschulden also nicht zurückgezahlt sondern jeweils nur verlängert. Das ist in Großbritannien nicht anders als in Deutschland, in Frankreich oder in den USA und in Japan. Die Tilgungsversprechen solcher Anleihen sind lediglich Rückzahlungsfiktionen oder Illusionen.

Ewig zahlt die Industrie

Mit dieser Illusion werden die Griechen aller Voraussicht nach in Kürze Schluss machen. Viele Industrieunternehmen – auch aus Deutschland – haben längst ewige Anleihen ausgegeben. Darauf wurde an dieser Stelle immer wieder hingewiesne. So niedrig, wie die Zinsen aktuell sind, so viel spricht dafür, dass auch die Bundesregierung früher oder später eine solche ewigen Anleihe ausgeben wird. Den Umfang kann sie dann regelmäßig erhöhen wird, wenn mal wieder eine alte Anleihe fällig – und Geld für die „Rückzahlung“ benötigt wird.

Die Jungen jubeln

Die junge Generation dürfte über den Finanztrick der Griechen jubeln. Die Jungen kommen nämlich auf diese Weise von ihren Erbschulden frei. Sie müssen keine Anleihen mehr zurückzahlen, welche die Elterngeneration aufgenommen hat. Die Jungen drehen sogar den Schuldenspieß um: Den größten Teil der aktuell ausstehenden Bundes-Anleihen hält die Elterngeneration – und zwar in den verschiedensten Formen der Altersvorsorge und der allgemeinen Vermögensanlage. Sobald die Eltern eines Tages nicht nur die laufenden Zinsen haben wollen sondern auch die Nennwerte für ihre Versorgung brauchen, können sie nicht mehr warten bis zur Fälligkeit der Anleihen. Dann müssen sie an der Börse Käufer finden, die ihnen diese Anleihen abnehmen und bezahlen.