Der Einzige, der sich wegen des billigen Benzins ärgert, das ist Mario Draghi. Er ist Präsident der Europäischen Zentralbank EZB. Als solcher befürchtet Draghi, die aktuelle angebliche Inflation könnte weiter zurückgehen.

Draghi fürchtet sogar die Mini-Inflation könnte zu einer Deflation ausarten. Deflation wäre für Wirtschaft, Arbeitsplätze und Finanzen – nach allgemeiner Auffassung – wahrscheinlich noch schlechter als Inflation. Um Deflation zu verhindern, sorgen Mario Draghi und seine Kollegen im EZB-Rat faktisch dafür, dass Anleger europaweit keine Zinsen mehr bekommen. Mitunter müssen sie sogar Strafzinsen bezahlen. Das trifft nicht nur private Sparer und Anleger. Sparkassen und Volksbanken leiden massiv mit. Lebensversicherungen zahlen immer weniger aus. Für Millionen Bürger brechen Altersvorsorgepläne zusammen. Und das; weil Benzin und Diesel jetzt so billig sind. Das ist absurd.

Asoziale Zinspolitik

Die Bundesrepublik hat turnusmäßig gar keine Stimme im mächtigen (Zentral)-Rat der EZB. Bundesbankpräsident Jens Weidmann ist dort der deutsche Vertrauensmann – z.B. auch von Sigmar Gabriel. Als SPD-Chef und Vizekanzler der Bundesrepublik ist Gabriel gemeinhin dem Sozialen und damit dem kleinen Sparer und Rentner besonders verpflichtet. Vielleicht sind die Zusammenhänge auch zu kompliziert, um die Absurdität zu erkennen.

Grenzzäune für Draghi

Jetzt wird es sogar noch komplizierter und sarkastisch. Die Industrie jammert schon: Wenn die Grenzen nach und nach dicht gemacht werden, stehen Millionen LKW und Ladungen länger auf der Straße. Zulieferungen und Produktionen in der global geteilten Industriewelt verteuern sich. Sofern die Industrie den höheren Aufwand schluckt, sinken die Gewinne der Firmen. Die Steuereinnahmen des Staates steigen nicht mehr so schnell. Sofern die Industrie die Preise erhöhen kann, steigt die angebliche Inflation. Das ist genau das, was EZB-Chef Draghi will! D.h: Die gesamte Europäische Union würde unter diesen Umständen von dicht gemachten Grenzen profitieren! Die Zinsen könnten steigen. Sparer und Rentner, Banken und Versicherungen könnten aufatmen. Das ist freilich ganz böser Sarkasmus! Anlegen, wie es wirklich läuft! Mehr wissen, mehr erfahren?

von Martin Beier, vereidigter Sachverständiger für Wertpapieranlagen, Düsseldorf, 21.1.2016